Essen. Mehrere hundert Flüchtlinge sollen ab Herbst im ehemalige Kloster der Barmherzigen Schwestern in Schuir leben. Zuvor wird das Mutterhaus umgebaut.

Gerade mal 1514 Einwohner leben im beschaulichen und vor allem bei schönem Wetter malerischen Schuir. Die vergleichsweise wenigen Bürger in Essens kleinstem Stadtteil hatten in den letzten Monaten bei Spaziergängen und Gesprächen mit den Nachbarn vor allem ein Thema: Was passiert eigentlich künftig mit dem Kloster, dem Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern am Schuirweg 107? Die Schwestern bauen gerade in Schönebeck neu und wollen im Laufe des Jahres, vergleichsweise ungewöhnlich, von dem Essener Süden in den Norden der Stadt ziehen.

Der umfangreiche Komplex war von 1934 bis 1936 für 100 Schwestern gebaut worden. Heute zählt der Orden nur noch knapp ein Drittel dieser Schwestern. Der Altersdurchschnitt der Damen liegt zudem bei über 80 Jahren. „Unser Haus ist uns zu groß geworden“, erklärt Generaloberin Diethilde Bövingloh den Umzug. Sie hatte frühzeitig den Essener Makler Detlef van Meulen eingeschaltet. Der Plan: Mit der Bestandsimmobilie sollte mindestens der Betrag erlöst werden, der in den schmucken und modernen Neubau in Schönebeck am Seniorenstift Kloster Emmaus investiert wird. Das sind etwa vier Millionen Euro.

8400 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche

Erst-Interessenten für das attraktive Grundstück mit großem Garten, Teich und unverbaubarem Ausblick weit ins Bergische Land sowie der in die Jahre gekommenen Immobilie mit 8400 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche gab es einige. Gedankenspiele sahen dort unter anderem ein Hotel, eine Veranstaltungs-Lokalität, ein Schulungszentrum oder eine attraktiv gelegene Verwaltung für ein Unternehmen vor. Auch eine Kinder- und Jugendpsychiatrie war zwischenzeitlich im Gespräch.

Investoren, die auf attraktive Eigentumswohnungen gehofft hatten, wurden indes direkt ausgebremst. Das Baurecht lässt eine entsprechende Nutzung nicht zu.

Stadt war auch am Kauf interessiert

Ab Herbst 2016 werden dort mehrere hundert Flüchtlinge wohnen. Auch die Stadt Essen hatte auf der Suche nach großen Bestandsimmobilien ein Auge auf das Kloster geworfen. Allerdings, so heißt es aus dem Rathaus, sei dort der jetzige Käufer in den Verhandlungen mit Makler Detlef van Meulen schon weit fortgeschritten gewesen.

Jetzt wurden die entsprechenden Verträge unterschreiben. Der Essener, der das Anwesen für knapp vier Millionen Euro übernimmt, will vorerst noch anonym bleiben. Er wird das Gebäude für einen hohen einstelligen Millionenbetrag ertüchtigen, renovieren und umbauen und dann an die Stadt vermieten.

1843 durch Mutter Klara Kopp in Essen gegründet

Die Barmherzigen Schwestern von der heiligen Elisabeth verbindet eine lange Geschichte mit der Stadt Essen. Die Ordensgemeinschaft wurde 1843 durch Mutter Klara Kopp in Essen gegründet. In Essen eröffneten die Schwestern das Elisabeth-Krankenhaus als erste Klinik der Stadt. Das Elisabeth-Krankenhaus befindet sich heute in Essen-Huttrop an der postalischen Adresse Klara-Kopp-Weg 1.

Die Barmherzigen Schwestern kümmern sich im Sinne des Franz von Assisi um Arme, Schwache, Pflegebedürftige und Menschen in Not.