Essen. . Mehrere hundert Migranten meldeten sich am Mittwoch für einen Kurs im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ an. Warum sie manchmal mehrere Anläufe benötigen

So viele Plätze wie nie hat die Volkshochschule (VHS) bei ihrer zentralen Anmeldung für Kurse im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ am Mittwoch vergeben – 480 Erst-Anmelder konnten sich registrieren lassen. Insgesamt verfügt die VHS jetzt in Deutschkursen über rund 2500 Plätze. Wer einmal registriert ist, kann sich von einem Kurs zum nächsten anmelden; nur Erst-Anmelder müssen bei der zentralen Registrierung vorstellig werden, die die VHS zweimal jährlich vornimmt.

Ab 6.30 Uhr warteten die ersten Zuwanderer am Mittwoch auf Einlass vor der VHS am Burgplatz, ab 8.30 Uhr ließ man die ersten hinein. Das verhinderte, dass sich lange Schlangen auf dem Burgplatz bildeten wie bei der letzten zentralen Anmeldung im Sommer. Die VHS hatte diesmal extra ein Zelt aufstellen lassen; heiße Getränke wurden ausgeteilt.

VHS berechnet 120 Euro für „A“-Deutschkurse

Blöde Frage vielleicht, aber: Wer weiß schon, dass Zuwanderer ihren Deutschkurs selbst bezahlen müssen? 120 Euro berechnet die Volkshochschule für Kurse der Schwierigkeitsgrade „A1“ (absolute Anfänger) bis zur Fortgeschrittenen-Stufe „C2“. Nur, wer als Zuwanderer eine Bescheinigung des Sozialamts hat, die ihn als Leistungsbezieher im Sinne des „Asylbewerber-Leistungsgesetzes“ ausweist, kann auf 80 Prozent Ermäßigung setzen – und muss somit pro Kurs nur 24 Euro zahlen.

„Es kommen manche Kandidaten für einen Deutschkurs zu uns, die erst vor wenigen Tagen einer Unterkunft in Essen zugewiesen wurden und noch gar keine Papiere haben“, berichtet VHS-Mitarbeiterin Rabia Sprenger. „Die waren bislang weder in der Ausländerbehörde noch auf dem Sozialamt. Wie mit diesen Kandidaten umzugehen ist, ist eine Frage für sich.“

Zurückschicken? Eine Reservierung ausstellen? Den vollen Preis zahlen lassen?

Nicht nur diese Frage erweist sich im Umgang mit Flüchtlingen als Detail, in dem, wie so oft, der Teufel steckt. Und für das es, so auf die Schnelle, keine Lösung gibt, obwohl alle Beteiligten größtes Interesse daran haben. „Sie können kaum Kontakt halten zu den Interessenten, diese sind schriftlich in den Einrichtungen kaum erreichbar, und auch die Handy-Nummern wechseln oft“, sagt Rabia Sprenger.

Einige versuchen das dritte oder gar vierte Mal, sich anzumelden

Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich bei der zentralen Deutschkurs-Anmeldung am Mittwoch vor der VHS auch Zuwanderer und Flüchtlinge versammeln, die es das zweite, dritte oder gar vierte Mal versuchen, einen Platz zu erlangen.

Was mittlerweile nicht mehr an knappen Kapazitäten liegt, denn die wurden in der Vergangenheit mehrfach aufgestockt. „Ich bin seit einem Jahr in Essen. Als ich ankam, wurden wir noch nicht begleitet, wir wussten gar nichts, bekamen nur wenige Informationen. Das ist heute zum Glück anders bei jenen, die jetzt neu ankommen“, berichtet ein Mann aus Syrien, der sich für einen Deutschkurs einschreiben will. Er ist Jurist, will so schnell wie möglich arbeiten.

Dass an Tagen wie am Mittwoch eine zentrale Anmeldung stattfindet, lassen Rabia Sprenger und die anderen VHS-Mitarbeiter vorher publikumswirksam mitteilen – übers Internet, über die vielen Ehrenamtlichen, die in den Flüchtlingseinrichtungen helfen.

Seit zehn Jahren hier, aber ohne Dolmetcher geht es nicht

Eine 42-Jährige aus der Dominikanischen Republik sitzt im Zelt am Burgplatz und wartet auf Einlass. Sie ist schon seit zehn Jahren hier, sagt sie, hat einen Integrationskurs hinter sich, eine Tochter großgezogen, doch beim Deutsch hapere es immer noch sehr. Sie wird mit „A1“ anfangen müssen. Ohne Dolmetscher geht bei der zentralen Anmeldung in der VHS entsprechend nichts; bevor eine Einschreibung erfolgt ist, muss oft lange beraten werden. Die Warteschlange im Foyer der VHS, sie wächst an diesem Vormittag. Doch ein Sprachkurs ist der Beginn von allem. Ohne ihn geht nichts.