Werden. .

Eine fast leere Bühne, ein Scheinwerfer, ein Stuhl, eine Lautsprecherbox, ein Cello: Der Blick wird auf das Wesentliche gelenkt. Daniel Brandl, 32 Jahre jung, stellt auf der Bühne im „Kunstwerden“ seine brandneue CD „Solo II“ vor.

Der Cellist aus Bochum stammt aus einer musikalischen Familie, erlernte sein Instrument bereits im zarten Alter von fünf Jahren. Berührungsängste kennt der schlaksige Blondschopf nicht, fühlt sich auch abseits der Klassik heimisch und spielt in verschiedenen Projekten auch Popmusik und Jazz.

Bei seinem zweiten Auftritt in Werden überzeugt der Cellist ein weiteres Mal von seiner Virtuosität: Da wird mal kontemplativ, dann wieder heftig und wild gezupft; erst beim dritten Stück holt Brandl den Bogen raus. Die Stücke verknüpft er mit sehr persönlichen Ansagen, erklärt sie, führt Beispiele an. Der Klang von „Der Schwarm“ füllt voluminös den Raum, schließlich stampft der Musiker gar mit den Füßen. „Fallen Euch hier vorn an der Bühne die Ohren ab?“, fragt er sein Publikum. Nein, die Zuhörer in der ersten Reihe sind hart im Nehmen. Brandl gibt alles, holt aus seinem Instrument Erstaunliches heraus, klopft, reißt, schlägt auf das Cello ein.

Andächtiges Lauschen

Bei Klassikern wie Jimi Hendrix’ „All Along The Watchtower“ singt Brandl sogar, murmelt vorher entschuldigend: „Ich bin ein wenig erkältet, aber das kriegen wir schon hin.“ Seinem Gesang tut es keinen Abbruch. Als die Tür am anderen Saalende geht, unterbricht der Cellist sein Stück: „Was ist das für ein Quietschen?“ Sein Gelächter und das der Zuhörer sind groß. Hinterher wird er dieses Publikum loben: „Die waren so still, dass man das leiseste Geräusch hören konnte!“

Ein Werk von Bach, ein irakisches Wiegenlied, ein mitreißender Blues mit kraftvoll-treibendem Rhythmus, ein balkanmäßiger Groove – Daniel Brandl bekommt immer wieder Applaus für so viel Abwechslung, erinnert schließlich sogar noch an Kurt Cobain und die finnischen Jungs von Apocalyptica.

Daniel Brandl singt, Björks „Joga“ rührt an, menschliche Stimme und Cello verschmelzen. „Moonriver“ folgt, mal anders interpretiert, ganz intim und weich, lässt träumen. Das letzte Stück heißt „Ende“, doch ohne Zugaben lässt das begeisterte Publikum seinen Helden nicht von der Bühne. Brandl schlägt die Beine übereinander, greift das Cello als Gitarre und verblüfft aufs Neue. Bachs Präludium in D-Dur lässt den Abend festlich ausklingen.