Karnap.

Als am Sonntag das Finale der Darts-Weltmeisterschaft in London ausgetragen wurde, waren die Spieler des DC Hannelore zwar nicht im Alexandra Palace mit dabei. Auf dem Sofa in Essen fieberten sie trotzdem kräftig mit. Das Essener Team ist ein noch recht junger E-Darts-Club., aber schon recht erfolgreich und vom Dartsport begeistert.

Beim Elektronischen Dartsspiel sind die Pfeilspitzen wie auch die Scheibe aus Kunststoff. Der Spieler muss nicht selbst seine Punkte zusammenrechnen, das erledigt hier der Automat. Diese Variante des Darts ist eher in der Gastronomie präsent. Die Profis in London hingegen spielen Steeldarts. Dabei werfen die Spieler Pfeile mit Stahlspitzen auf eine Scheibe aus Sisalfasern.

Seine Heimspiele richtet der DC Hannelore in der Gaststätte „Alt Carnap“ aus, trainiert wird jede Woche in der Wohnung eines Teammitglieds. Seine Gründung verdankt der Club einem Ausflug zur Europa-Meisterschaft in Mülheim, wie Team-Mitglied Johannes Witzenrath erzählt: Dort wurde das ein oder andere Bierchen getrunken und der Entschluss gefasst, eine Mannschaft zu gründen. Eine Taxifahrerin namens Hannelore brachte die Dartfreunde zum halben Preis nach Hause, fuhr mit ihnen noch zu einem Schnellrestaurant und verteidigte „ihre Jungs“ sogar gegen Frotzeleien der Restaurant-Angestellten. Ihr zu Ehren zeigt das Clublogo ein Taxischild mit zwei Darts.

Auch im Lokal „Mittendrinn“ in Rüttenscheid feiern Essener Darts-Begeisterte schon seit mehreren Jahren die Londoner WM-Party mit. Die Essener Fans verfolgten dort die Übertragung des Wettkampfes zwischen dem Engländer Adrian Lewis und seinem schottischen Gegner Gary Anderson. „Favorit war der Schotte, zwischendurch haben sich die Lager auch mal gewechselt“, erzählt Geschäftsführer Stefan Romberg.

Die Weltmeisterschaft macht sich bei den deutschen Dartvereinen bemerkbar. „Jedes Jahr zur WM kommen viele Neue dazu“, berichtet Stephan Mischke, der stellvertretender Jugendleiter beim Nordrhein-Westfälischen Dartverband ist und selbst beim Essener DC Ruhrpott spielt.

In der deutschen Steeldart-Szene gibt es einige vielversprechende Talente. Allein von den Preisgeldern des Dart-Sports leben – wie der amtierende Weltmeister Gary Anderson – können aber selbst die besten deutschen Pfeil-Künstler noch nicht. Das weiß Ben Schwarz vom Deutschen Dart-Verband. „Wir hoffen, dass sich das in den nächsten fünf Jahren ändert“. Nachwuchsspieler wie der 19-jährige Max Hopp, der auch in London angetreten ist, seien auf einem guten Weg.

Dem DC Hannelore hingegen geht es wie vielen Clubs ihrer Liga nicht um den Sieg: „Der Spaß steht an erster Stelle“, findet Johannes Witzenrath. Körperliche Fitness sei für den Präzisionssport auch keine Voraussetzung: „Es ist ein mentaler Sport, man muss vor allem ruhig bleiben und nicht zittern.“

Einsteigern rät er, das Pfeilewerfen einfach mal auszuprobieren und ein Gefühl für den Wurf zu entwickeln: „Was die Wurfmethode angeht, gibt es meiner Meinung nach kein Richtig oder Falsch.“ Er selbst hat seinen Stil im Laufe der Zeit verbessert und steht jetzt seitlich statt frontal zur Zielscheibe.

Wie der Engländer Phil Taylor – und der ist immerhin 16-facher Weltmeister.