Essen-Werden. . Seit der Gründung des Vereins „Kinderbuch-Patenschaft“ vor gut einem Jahr wurden rund 500 Essener Mädchen und Jungen betreut. Ausweitung geplant.

Jelena Kohnen betreibt in dem Bürohaus an der Ruhrtalstraße eine kleine Marketing-Agentur und Harald Margreff eine Druckerei. Und sie haben seit 2014 ein gemeinsames Projekt - den Verein Kinderbuch-Patenschaft. Harald Margreff erklärt: „Wir arbeiten eng mit der Ehrenamt-Agentur zusammen. Die vermittelt uns Vorlesepaten, wir kümmern uns um Bücher und um Kinder, die nicht oder nur selten in Kontakt mit diesen Fantasiewelten kommen. Wir wissen, dass der Bedarf groß ist. Es gibt viele Familien, da spielen Bücher keine Rolle.“

Das will der Verein ändern. Seit der Gründung wurden rund 500 Kinder individuell betreut. „Kindern, die nicht lesen, fehlt oftmals die Basis für emotionale Intelligenz und die Entwicklung sozialer Fähigkeiten“, sagt Jelena Kohnen. Dabei richtet sich der Verein nicht gegen die Nutzung elektronischer Medien. „Aber Kinderbuch–Erlebnisse sind durch nichts zu ersetzen.“

Sechs Jahre alt sind die Kinder im Durchschnitt, die vom Verein betreut werden. Und viele davon haben einen Migrationshintergrund. Harald Margreff: „Wir schicken nicht einfach nur ein Buch raus, sondern erhalten vorab ein Profil. Wir wissen den Namen, das Alter und besondere Vorlieben des jeweiligen Kindes. Und danach wird auch das Buch ausgesucht.“ Vorschläge macht auch der Werdener Buchhändler Thomas Schmitz, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Kinderliteratur. „Die Paten der Ehrenamt-Agentur besuchen dann das Kind so rund ein- bis zweimal im Monat. Vielleicht gehen sie gemeinsam in den Zoo oder machen einen anderen Ausflug, und anschließend wird dann gelesen.“

Harald Margreff erzählt die Geschichte von einem sechjährigen Mädchen, das mehrfach missbraucht wurde. „Ihr haben wir das Buch ,Komm in meine Arme’ geschickt. Darin geht es darum, dass Papa Bär und Kleiner Bär an einem schönen Sommertag beschließen, alle ihre Nachbarn im Wald zu umarmen. Hunderte Male hat der Pate dem Mädchen das Buch vorgelesen - irgendwann ist es mittendrin aufgestanden und hat seine Pflegeeltern umarmt“, erzählt Harald Margreff.

Dankbar sei man für jedes Buch oder für Spenden, mit denen man Bücher kaufen könne. „Und wir sind genauso dankbar, wenn man uns mitteilt, welchen Kindern wir mit unserem Projekt helfen können“, sagt Jelena Kohnen. Die Eltern werden nie ausgegrenzt, sondern immer mit einbezogen, und „wir ermuntern sie auch, ihre Kinder bei uns anzumelden“.

Harald Margreff hält einen anonymisierten Anmeldebogen in den Händen. „Darin geht es um ein Mädchen, fünf Jahre alt, das aus dem Irak stammt und gerne Feen mag. Da wird sich sicherlich ein passendes Buch finden lassen“, ist Harald Margreff optimistisch. Die positive Resonanz auf die Arbeit des Vereins mache Mut. „Wir wollen dieses Projekt auf andere Städte ausweiten.“

„Kinderbuch-Patenschaft“ sucht auch Autoren

Auf der Homepage des Vereins (kinderbuch-patenschaft.de) kann man sich anmelden, um Pate zu werden, aber auch Kinder vorschlagen, die dann ein Buch bekommen und von einem Vorlesepaten betreut werden.

Der Verein sucht Autoren, die für alle Altersklassen personalisierte Kinderbücher schreiben wollen. Kontakt: info@kinderbuch-patenschaft.de