Essen. Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt gelang es, den Ausstellungsbetrieb auf mehr Effizienz zu trimmen und den Zuschussbedarf zu senken. Stadtkämmerer ist sehr zufrieden.


Es muss schon einiges passieren, bevor ein städtisches Tochterunternehmen Lob vom Stadtkämmerer erhält. Was Lars Klieve immer gut gefällt: wenn weniger Zuschüsse von Mutter Stadt benötigt werden als laut Haushaltsplan genehmigt waren. Die Messe Essen hat im Jahr 2014 von acht Millionen Euro eingeräumter Subventionen nur 6,5 Millionen abgerufen und somit 1,5 Millionen gespart, bis zum Jahr 2020 sollen sich die Verbesserungen gegenüber dem Plan auf beachtliche 5,5 Millionen Euro summieren.

„Früher habe ich von der Messe vor allem gehört, was alles nicht geht und habe das immer für vorgeschoben gehalten“, sagt Klieve. Messe-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt, der seit Anfang 2014 amtiert, zeige nun, dass er mit seiner Skepsis richtig lag, so der Kämmerer. Sein Fazit: „Die Messe ist auf einem guten Weg.“

Neue Vertriebsabteilungen gegründet

Tatsächlich scheint es Kuhrt in erstaunlich kurzer Zeit gelungen zu sein, die Messe einer kostensenkenden Umstrukturierung zu unterziehen, ohne dass die unvermeidlichen Veränderungen das Personal überforderten. Besonders wichtig war es dem Chef, Abteilungen zu stärken und sogar neu zu begründen, die sich intensiv mit der Konzeption neuer und der Weiterentwicklung bestehender Messen sowie generell mit der Kundenpflege beschäftigen.

„Es nützt nichts, neue Hallenstrukturen zu schaffen, wenn der Vertrieb nicht für die nötige Belegung sorgt“, sagt Kuhrt, der Personal intern umsortierte und einige Schlüsselpositionen neu besetzte. Neue Fachtagungen, Kongresse und kleinere Messen konnten so an die Norbertstraße gelockt werden. Wichtiger noch: Mit Ausnahme der „Reifen“ gelang es, alle Leitmessen zu halten und langfristig zu binden.

Ab Mai 2016 beginnt der Umbau und die Messe wird zur Großbaustelle

Keine kleine Leistung, bedenkt man, dass ab 2. Mai 2016 die Messe für mehrere Jahre zur Großbaustelle wird, was den Betrieb stark erschwert. Anfang 2014 hatte ein Bürgerentscheid zwar die „große Lösung“ kassiert, die auch Kuhrt für die sinnvollere gehalten hätte. Möglich blieb aber eine grundlegende Sanierung im Bestand, die 88,6 Millionen Euro kosten darf und für die jüngst die Baufirma Bilfinger den Zuschlag erhielt.

Ein besonders ärgerlicher Verlustbringer soll bis Sommer 2016 auf die richtige Spur gesetzt werden: das Thema Parken. Bis zu 1,8 Million Euro muss das Unternehmen hier pro Jahr zuschießen, jeder Parkvorgang wird derzeit noch mit unglaublichen acht Euro subventioniert. Die rein händische Abwicklung des Messe-Parkens überwiegend mit Aushilfskräften ist nicht nur viel teurer als die automatengestützte. Gerade während der großen Publikumsmessen ergeben sich dadurch bei An- und Abreise auch Staus und Wartezeiten, die Besuchern Zeit und Nerven kosten. „Bis zu den Messen im Herbst 2016 wollen wir die Umstellung geschafft haben“, sagt Kuhrt.

Konflikt in Rüttenscheid konnte befriedet werden

Ein Nebeneffekt der neuen Effizienz-Pläne ist die stärkere Bewirtschaftung der Parkflächen auch außerhalb von Messezeiten, was in Rüttenscheid begreiflicherweise für Kritik sorgte, durch einen Kompromiss aber befriedet wurde.

Die Etablierung eines automatisierten Zentraleinkaufs, die Überführung der IT-Aktivitäten unter das Dach des Essener Systemhauses sowie eine Verschlankung und Konzentration auf fünf Geschäftsbereiche nennt Kuhrt als weitere Effizienzgewinne. „Die Messe will aus eigenem Antrieb die Weichen richtig stellen“, so Kuhrt in Anspielung auf Drohungen der Stadt, bei anderen Stadttöchtern das Thema Sparen notfalls mit Hilfe von Wirtschaftsberatern zu forcieren.

Und auch das liest und hört der Kämmerer sicherlich gerne.