Weil die Stadtkassen notorisch leer sind, beherrschen Essener Schulleiter eine Übung besonders gut: jeden Euro zweimal umzudrehen. Umso wunderbarer sind dann vorweggenommene Bescherungen, wie sie jetzt die Bodelschwinghschule erlebte: Der Kunstsammler und Arzt Professor Thomas Olbricht beglückte die Grundschule mit einer großzügigen 20 000-Euro-Spende. Eine Gabe, die die gesamte Schule – von der Rektorin übers Kollegium bis hin zu Eltern und Schülern – in Entzückung versetzt. „So etwas hat es hier noch nicht gegeben, eine tolle Unterstützung“, sagt Schulleiterin Hannelore Herz-Höhnke.
Der Spender, ein sehr vermögender Mann, wohnt im Süden, die Grundschule steht mitten in Altendorf, einem benachteiligten Stadtteil mit hoher Zuwanderung. Genau dazwischen liegt die A 40, die gerne als eine Art Sektorengrenze wahrgenommen wird, die Arm und Reich teilt. „Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir können zumindest in dieser Stadt etwas Gutes tun“, sagt Olbricht. Als er erfuhr, wie leidenschaftlich sich das Team um Schulleiterin Herz-Höhnke in diesem Schmelztiegel für bessere Bildung und sozialen Aufstieg, für Toleranz und Respekt, für gesunde Ernährung und menschliche Wärme einsetzt, habe er auf Anhieb gewusst, wer seine Hilfe verdiene.
Der kompakte Schulbau aus preußischer Zeit ist optisch gut in Schuss und entsprechend rege ist das Schulleben darin. Trotzdem gibt’s eine lange Projektliste, die mit Hilfe der Olbricht-Spende nun verwirklicht werden kann. „Einige Räume benötigen einen Topf Farbe“, setzt die Rektorin an. Dann beginne im Februar das Vorschulprojekt, das Kindergartenkinder noch früher und intensiver auf die Schule vorbereiten soll. Profitieren soll auch die Fördergruppe von Erzieherin Christine Böckler, die penibel darüber wacht, dass ihre „Glückskinder“ den Schultag mit einem Frühstück begonnen haben. Nicht zu vergessen Stadtteilmutter Nimet Toprak, die als „sozialpädagogische Ergänzungskraft“ auf 400-Euro-Basis eine Art Kümmerin gibt. Ach ja, ein moderner Beamer („Elmo“) kann auch angeschafft werden.
320 Kinder besuchen die Schule, 96 Prozent sind Zuwanderer und nur die allerwenigsten kennen den Baldeneysee oder die Villa Hügel, vom Umland ganz zu schweigen. Mit seiner Spende kann Thomas Olbricht nun einen langgehegten Wunsch erfüllen. „Die ganze Schule wird einen Tagesausflug zur Nordsee unternehmen, denn viele Kinder haben noch nie das Meer gesehen“, sagt Hannelore Herz-Höhnke. „Das ist unser Herzenswunsch.“ Ferner stehen demnächst auch Zollverein und Folkwang regelmäßig auf dem Kulturprogramm der „Bodelschwingher“. Einige Bodelschwinghschüler dürfen sich nächstes Jahr zudem auf einen Berlin-Trip freuen. Der Essener Mäzen betreibt dort den „Me Collectors Room“, in dem er einen Teil seiner Kunstsammlung zeigt.
Flankiert wird die Olbricht-Hilfe übrigens vom Rotary-Club Essen-Ruhr, der an der Schule bereits einen Verkehrsübungsplatz und eine Bibliothek angelegt hat und die Stadtteilmutter finanziert. „Das bürgerschaftliche Engagement an dieser Schule ist phänomenal“, sagt Rotarier Tim Geldmacher.