Essen. Sportwissenschaftler der Uni Duisburg-Essen öffnen jetzt sonntags die Turnhallen von Grundschulen im Essener Norden, damit Kinder sich bewegen können.
Es gibt Maßnahmen, die sind so einfach und wirksam, dass man sich fragt: Warum ist darauf niemand früher gekommen?
Eine einfache und schlichte Tatsache, die Sportwissenschaftler Ulf Gebken von der Uni Duisburg-Essen benennt, lautet so: „Für muslimische Mädchen gibt es nur wenige Bewegungsangebote in Sportvereinen.“ Während sich Jungs mehrheitlich in Fußballclubs tummeln können, sehe das für Mädchen – bis auf Ausnahmen – schwierig aus.
85 Kinder kamen zum Spielen in die Sporthalle
Gebken hat mit seiner Mitarbeiterin Sophie van de Sand eine Maßnahme ins Leben gerufen, von der man schon nach vier Wochen sagen kann, dass sie sozusagen zwangsläufig zum Erfolg führt. Sonntags haben sie viermal in Folge die Turnhalle der Hövel-Grundschule in Altenessen geöffnet, immer von 13.30 bis 16.30 Uhr, dort gab es dann einen Bewegungs-Parcours, Zirkuskunst-Experimente und Ballspiele, betreut von Sportstudenten. Nur ein bisschen Werbung gemacht hatten sie vorher an der Hövelschule – Ergebnis: „Dreimal waren jeweils 85 Kinder da, mit dieser guten Resonanz hätten wir nicht unbedingt gerechnet“, sagt van de Sand. Oder, anders gesagt: Ein Drittel der ganzen Grundschule war jeweils da.
Montags ist oft der schwierigste Tag in Schulen oder Kitas. Pädagogen wissen das – nicht nur jene, die in Brennpunkten arbeiten. Die Kinder kommen dann oft übermüdet und überreizt von zu viel Fernsehen und Videospielen zurück in ihre Klassen oder Gruppen. Genau das will das Projekt „Open Sunday“ ändern: „Weil wir Jungen und Mädchen dort ansprechen, wo sie sich auskennen, nämlich an ihrer Schule, können wir alle erreichen“, so Gebken.
„Open Sunday“ auch an anderen Grundschulen
Nach den vier Sonntagen an der Hövelschule ist im neuen Jahr die Grundschule im Nordviertel dran, und im Frühjahr zieht das Projekt weiter nach Altendorf, an die Heinrich-Strunk-Straße. „Nach diesen Pilot-Phasen werden wir die Ergebnisse auswerten mit dem Ziel, die Maßnahme dauerhaft oder zumindest mittelfristig an ausgewählten Schulen zu verankern“, kündigt Gebken an.
Ältere Schüler aus den Jahrgängen acht bis zehn, zum Beispiel vom Nordost-Gymnasium, sollen dann auch als Betreuer gewonnen werden; ein Großteil aller Koordinierungsgespräche sei erledigt. Und so sind bei diesem Projekt neben der Uni auch die Anneliese-Brost-Stiftung, die Stadt, der Essener Sportbund und das Sozialinstitut „ISSAB“ der Uni Duisburg-Essen mit im Boot.
Ältere Geschwister dürfen mitmachen
Das Projekt, das „Open Sunday“ benannt wurde, richtet sich an Erst- bis Viertklässler einer Grundschule, es dürfen jedoch auch ältere Geschwister (bis zur sechsten Klasse) mitgebracht werden. Mineralwasser und Obst zur Stärkung sind gratis. Die Anneliese-Brost-Stiftung finanziert das Projekt drei Jahre lang.
Versicherungsfragen sind über die Sportjugend Essen abgedeckt; alle Verantwortlichen beim Sportbund, dem Sport- und Bäderbetrieb und der Immobilienwirtschaft der Stadt unterstützen das Projekt.