Rhythmus. Es ist dieser unglaublich fesselnde Rhythmus, der alles beherrscht. Er durchdringt das nachdenkliche Solo, mit dem Rafael Cortés sein Konzert in der Lichtburg beginnt. Er beginnt sich zu konkretisieren, als ihn David Bravo mit dem Cajón, einer holzkistenähnlichen Trommel, begleitet. Er steigert sich, als Rebecca Carmona ihre ausdrucksstarke Stimme über die hart geschnittenen Akkorde der vier Gitarren legt. Und er triumphiert, wenn Rafaela Escoz in hochgeschlossenem Schwarz tanzt. Da ist die bloße Energie der Bewegung entfesselt. Da krachen die Schuhe auf das Podium, rasen die Instrumente im Takt der Schritte, mit denen die Tänzerin die Leidenschaft anheizt.

Cortés, Essener Gitarrist spanischer Herkunft, hat seine „Gemeinde“, die sich alljährlich zum vorweihnachtlichen Ritual versammelt. Nächsten Dezember tritt er zum zehnten Mal in dem stimmungsvollen Kinosaal auf. Cortés wirkt authentisch, weil er niemanden nachahmt – auch den bewunderten Paco de Lucia nicht. Sein Stil ist persönlich und musikalisch erstklassig. Seine Technik auch: Läufe und Verzierungen sind kristallen klar, Details kompromisslos durchgearbeitet. Der Liebhaber wird mitgerissen von einer Leidenschaft, der man nicht anmerkt, wie hart sie erarbeitet ist. Denn so spontan, wie Cortés im Konzert wirkt, kann er nur sein, weil er sich die Souveränität in tausend Stunden Mühe verdient hat. Riesige Begeisterung.