Essen. . Nachdem ein 21-Jähriger seinen Vater in Altendorf mit dem Familienauto schwer verletzt hat, geht die Staatsanwaltschaft von einer Tötungsabsicht aus.
Eine Reihenhaussiedlung an der Grunertstraße in Altendorf wurde am Donnerstagabend zum Schauplatz eines brutalen Familienstreits mit einem Schwerverletzten, einem zerstörten Carport und einem völlig demolierten Mercedes: Nach einem lautstarken Wortgefecht mit seinem Vater auf offener Straße setzte sich ein 21-Jähriger an das Steuer des Familienautos, gab Gas und raste auf den 56-Jährigen zu – in der offensichtlichen Absicht, ihn umzubringen.
Der tonnenschwere Wagen riss die Pfosten des Holzunterstands mit sich, erfasste den Vater und schleuderte ihn vor dessen Haus zu Boden. Blutend blieb der Mann liegen, was den Sohn aber nicht davon abhielt, auch noch auf sein schwer verletztes Opfer einzutreten. Danach flüchtete der 21-Jährige, kehrte aber kurze Zeit später an den Tatort zurück, wo Polizisten ihn festnahmen.
Staatsanwältin: eindeutige Tötungsabsicht
Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gegen 20.40 Uhr leisteten Anwohner erste Hilfe. Wie durch ein Wunder überlebte der 56-Jährige die Auto-Attacke. „Es besteht keine Lebensgefahr“, berichtete Polizeisprecher Marco Ueberbach am Freitag. Die genauen Gründe des Streits blieben unbekannt.
Der 21-Jährige, der seit dem Nachmittag in Untersuchungshaft sitzt, schweigt sich dazu aus, sagte Staatsanwältin Elke Hinterberg, die aber davon überzeugt ist, dass der Sohn in eindeutiger Tötungsabsicht handelte. Noch bevor der junge Mann am Nachmittag in Begleitung eines Anwalts vor dem Haftrichter erschien, hatte die Polizei deshalb eine Mordkommission eingerichtet, die nun versucht, die Hintergründe der Tat aufzuklären.
Wie Hinterberg berichtete, wird dem Vater und dem Sohn ein seit längerem „problematisches Verhältnis“ nachgesagt. Anwohner wurden mehrfach Zeugen von heftigen Meinungsverschiedenheiten in der türkischstämmigen Familie. Hing der Haussegen mal wieder schief, mussten meist Verwandte als Schlichter eingreifen, um die Streithähne zu trennen, so die Staatsanwältin.
Auto-Attacke 2013: Fehde in libanesischer Familie
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Gegen den 21-Jährigen, der für die Polizei bislang ein unbeschriebenes Blatt war, wird jetzt wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und, so Hinterberg, „schweren Eingriffs in den Straßenverkehr mit dem Ziel, einen Unglücksfall herbeizuführen“, ermittelt.
Wird der Sohn verurteilt, dürfte ihm eine empfindliche Strafe bevorstehen, wie ein Richterspruch nach einer vergleichbaren Straftat vom 11. November 2013 ebenfalls in Altendorf nahelegt: Weil ein 39-Jähriger seine Schwägerin mit einem Auto auf dem Gehweg an der Altendorfer Straße überrollt hatte, musste er für zwei Jahre und zehn Monate hinter Gitter, obwohl ihm noch nicht einmal eine Tötungsabsicht wie im aktuellen Fall unterstellt wurde. Damals war der Auslöser für die Attacke mit dem Auto eine libanesische Fehde, die einmal mehr für einen Ausnahmezustand im Stadtteil gesorgt hatte. Familienmitglieder schlugen aufeinander ein und provozierten so einen Großeinsatz der Polizei.