Essen. Hoch- trifft Club-Kultur in der Philharmonie Essen: Star-DJ Hans Nieswandt macht den RWE-Pavillon zur Tanz- und Ausgehadresse für ein junges Publikum.

Die „Nachtmusik“ findet an diesem Abend ohne Mozart statt. Dafür gibt es erst mal Techno ohne Strom, sondern mit Klavier, Geige und Kontrabass, live gespielt von Gregor Schwellenbach und seinem Ensemble, die sich musikalisch vor dem Kölner Kult-Label „Kompakt“ verneigen. Nach Mitternacht geht es dann in den DJ-Teil über. Und als die Tanzfläche um kurz vor drei immer noch bevölkert ist, darf diese neue Konzerthaus-Kooperation wohl als Erfolg gewertet werden.

Der gefeierte Star-DJ Hans Nieswandt, Leiter des 2014 gegründeten Folkwang-Instituts für populäre Musik mit Sitz in Bochum, hat zusammen mit der Essener Philharmonie eine in der bundesdeutschen Konzerthauslandschaft ziemlich einmalige Liaison gestartet. Alle paar Wochen wird der RWE-Pavillon im Konzerthaus künftig zum Club.

Jüngere Besucher sollen in die Philharmonie kommen

Mal gibt es Live-Acts, mal legen renommierte DJs auf. Neben Nieswandt werden in Zukunft auch Gäste wie Musikproduzent Mousse T. dabei sein. Zur Premiere waren bereits im Vorverkauf mehr als 200 Karten weggegangen, in Jeans und Shirt nahm das vorwiegend junge Publikum die stimmungsvoll angestrahlte Tanzfläche entspannt in Beschlag.

Die „Nachtmusik“-Reihe ist ein neues Format, das auch jüngeren Besuchern, die mit den traditionellen Angeboten des klassischen Konzertbetriebs bislang wenig anfangen konnten, den Weg ins Konzerthaus ebnen soll. Nieswandt, DJ mit Auftritt bei „Einslive“ und einstiger Autor der Musikzeitschrift „Spex“, sieht in der Begegnung von Hoch- und Clubkultur eine echte „Win-win-Situation“. Während die Philharmonie neue Publikumsgeschichten gewinnt, sollen die Studierenden des Folkwang-Instituts Auftrittsmöglichkeiten bekommen und neue Publikumserfahrungen sammeln können.

Folkwang-Studenten sorgen für musikalische Warm-Up

Für das erste musikalische Warm-Up sorgte am Samstag „Blint“, weitere Kommilitonen sollen folgen. Acht Studierende pro Semester nimmt das Bochumer Institut als Folkwang-Ableger derzeit auf, die dort ihren Master in Pop machen. Den gelegentlichen Besuch im Konzerthaus empfiehlt Nieswandt allen Studenten. „Das sind tolle akustische Erlebnisse, die man in den Clubs nicht hat, wo alles verstärkt ist“, erklärt der 51-Jährige, der gelegentlich auch selber gerne ins Konzert, „nur nicht unbedingt in die Blockbuster“. Vor allem „im Bereich der Dynamik von leise und laut könne man im Konzertsaal viel lernen, das sei eine nützliche Hörerfahrung für junge Musiker und öffne die Wahrnehmung.

Nieswandt, der schon Kulturorte vom Wiener Burgtheater bis zum Literaturfest beschallt hat, sieht auch beim Publikum große Nachfrage. „Leute, die es nicht prickelnd finden, in eine normale Disse zu gehen, nehmen solche Abende gerne an.“ Für 2017 sind deshalb bereits weitere Pläne geschmiedet. Die Nachtmusik geht weiter.

Die nächsten Termine in der Nachtmusik-Reihe:

  • Samstag, 30. Januar 2016, 22.30 Uhr: Denovali Records Special: Carlos Cipa (Klavier) & Petrels (Electronics), DJ-Set: Hans Nieswandt.
  • Samstag, 12. März, 22.30 Uhr: Khalifé Schumacher Tristano: „Afrodiziak“ (DJ-Set: Studierende des Instituts für Populäre Musik).
  • Samstag, 30. April, 22.30 Uhr bis 4 Uhr: Nachtmusik Spezial, Tanz in den Mai (DJ-Sets: Mousse T, Hans Nieswandt, Plattenpapzt).
  • Eintrittskarten kosten jeweils 17,60 €; Ticketcenter unter 0201-8122200.