Essen. . In knapp einem Jahr wird Essen „Grüne Hauptstadt Europas“. Das Projektteam baut darauf, dass viele Bürger mitmachen.

Essen, Grüne Hauptstadt Europas? Es dürfte so manchen Bürger zwischen Karnap und Kettwig geben, der sich darüber noch immer verwundert die Augen reibt. Bei aller Freude über den Titel, die dabei mitschwingen mag. Jenseits der Stadtgrenzen wird die Überraschung nicht geringer gewesen sein. Auch darum geht es: Wenn Essen sich in gut einem Jahr als Titelträger 2017 präsentiert, sollen andere Bilder in den Köpfen entstehen, bei Einheimischen und Auswärtigen. „Leute, die kaum 100 Kilometer entfernt leben, sollen nicht denken, wir fahren hier noch immer in die Sohle“, sagt Ralph Kindel, Projektleiter und zuständig für das Veranstaltungsmanagement.

Mit seinem Team hat er Quartier in der Brunnenstraße bezogen. Gestern stellte es sich der Öffentlichkeit vor.

Der 46-jährige gebürtige Essener hat schon an gleicher Stelle in verantwortlicher Rolle dazu beigetragen, dass Essen als Kulturhauptstadt 2010 Bilder produzierte, die den Mensch bis heute in Erinnerung geblieben sind. Einige wenige Veranstaltungen genügten: das Stillleben auf der A 40, die gelben Ballons, die als Schachtzeichen dort in den Himmel aufstiegen, wo einstmals Fördertürme der Zechen standen, und der day of song als kollektives Gesangserlebnis. Akteure waren die Menschen selbst. Das soll sich 2017 wiederholen.

Der gedankliche Ansatz unterscheidet sich nicht von dem des Kulturhauptstadtjahres. 2010 trug maßgeblich dazu bei, dass das Image des Ruhrgebietes für viele ein anderes ist. Die Zahl der Touristen, die Essen besuchen, spricht für sich. 500 000 waren es in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Dass sich Essen als Titelträger 2017 im März auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentieren wird, gilt ausgemacht. Drängende Umweltprobleme wie Verkehr, Lärm und Luftbelastung, sollen kein Widerspruch sein, sondern eine Herausforderung.

Die Grüne Hauptstadt versteht sich als Prozess. Mitmachen sei erwünscht, betont Umweltdezernentin Simone Raskob. Wer sich wie einbringen kann im Grünen-Hauptstadtjahr, will das Projektteam um Ralph Kindel Anfang kommendes Jahres vorstellen. Wie schon 2010 werden Freiwillige gebraucht – im Grugapark, am Baldeneysee und auf Zollverein, den zentralen Veranstaltungsorten, aber nicht nur dort: Auf dem Burgplatz wird es ums Gärtnern in der Stadt gehen, ums „urban gardening“, auf dem Kennedyplatz um den Emscherumbau. Geführte Radtouren steuern die Orte des Geschehens an.

Noch ist vieles im Fluss. Doch 2017 soll mehr sein als ein Event von zwölf Monaten Dauer. Es soll darum gehen, die Menschen in dieser Stadt dazu zu bewegen, bewusster mit ihrer Umwelt umzugehen, ohne sie dabei mit dem erhobenen Zeigefinger zu belehren. Wer es nicht abwarten will, der könne heute schon damit anfangen.