Essen. . Die Trasse „Rheinische Bahn“ verbindet nun direkt Essen mit Mülheim. Womit ist man schneller? Mit dem Rad oder noch per Auto über die A40? Ein Test

Es ist nicht irgendein beliebiges Stück Radweg, das am Freitag an der Stadtgrenze zu Mülheim um zehn Uhr offiziell eröffnet wird. Die beliebte und bekannte Trasse „Rheinische Bahn“, die bislang von der Uni bis nach Frohnhausen führte, lotst Radler und Fußgänger jetzt nonstop bis zum Mülheimer Hauptbahnhof.

Bis zur Ruhr ist es von dort aus nicht mehr weit, neben Alltagsradlern ist die neue Strecke somit auch für Freizeit-Biker höchst attraktiv.

Entscheidend aber: Erstmals sind zwei Innenstädte des Ruhrgebiets direkt und fast kreuzungsfrei durch einen Radweg miteinander verbunden. Somit hat der geplante „Radschnellweg Ruhr“ (RS1), der in Zukunft nonstop 100 Kilometer lang von Duisburg bis nach Hamm führen soll, ein erstes Beispielstück, das das schnelle Pendeln auf dem Rad erlebbar macht.

Bürger nutzen den Radschnellweg bereits

Karte Radschnellwegs RS1.jpg

Schon lange vor der offiziellen Eröffnung, zu der sich heute auch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek angekündigt hat, sind Bürger auf den Geschmack gekommen und nutzen seit Wochen die fertige Strecke, und selbst die konservative Zeitung „Die Welt“ kann der Idee eines Radschnellwegs durchs Revier einiges abgewinnen: „Die Autofahrer, die heute auf der A40 im alltäglichen Stau stehen, werden davon profitieren.“ In Essen ist übrigens nur die FDP gegen einen Radschnellweg.

Die These, dass man jetzt mit dem Rad von der Uni schneller in Mülheims City ist als mit dem Auto, erscheint plötzlich gar nicht mehr abwegig – wir haben es getestet.

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Der Radler sieht sofort, wo das neue Teilstück auf Mülheimer Stadtgebiet beginnt: Errichtet wurde hier eine Trasse für Radler und Fußgänger, die dem „RS1-Standard“ entsprechen soll, nur Beleuchtung gibt es nicht. Doch vier Meter breites Bitumen, sauber umrandet von weißen Streifen, machen das Radeln mehr als angenehm. Deutlich davon abgetrennt: der Bereich der Fußgänger. Hier kommt sich niemand in die Quere.

„Rheinische Bahn“: Züge überholen Radfahrer

Während die Trasse „Rheinische Bahn“ im Essener Westen den Radlern ungewohnte Blicke auf Frohnhausen erlaubt – Kleingärten, Häuserrückseiten, und immer wieder wildes Unterholz –, wird es in Mülheim ganz anders: Auf den letzten Kilometern radelt man tatsächlich direkt neben den Gleisen der Deutschen Bahn entlang. Und so darf man sich nicht erschrecken, wenn man plötzlich überholt wird – von einem ICE in Richtung Düsseldorf.

Weil es kalt war, sind wir zügig gefahren – Tempo 20. Am Ende waren wir genau 31 Minuten unterwegs. Wir sind auch mit dem Auto von Essens Uni zum Mülheimer Hauptbahnhof gefahren, über die A 40 – die gestoppte Zeit: 23 Minuten. Aber das war an einem Dienstagmittag, ohne Berufsverkehr, ohne Stau, und was wir bei der Autofahrt nicht hinzuberechnet haben, sind die Minuten, die man fürs Parkplatzsuchen benötigt.

Ob der „RS1“ tatsächlich in voller Schönheit mal die Radler im Revier zwischen Duisburg und Hamm erfreuen wird, sei noch dahingestellt – wer die errechneten Kosten von 180 Millionen Euro übernehmen soll, ist nämlich noch offen. Gleiches gilt für die Betriebskosten. Doch fest schon jetzt: Essener Radler sollten sich mal Richtung Westen aufmachen, um den neuen Radweg zu erfahren, ach was: zu erleben.

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