Auch das 3. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker fügte sich in den Rahmen des aktuellen Festivals für Neue Musik „NOW!“. Und rückte daher die Spektralmusik in den Mittelpunkt. Unter Einbeziehung des Spezialensembles „Musikfabrik“ erlebte man einen hochqualifizierten Klangkörper, den der ausgewiesene Experte Peter Rundel am Pult zu Farbopulenz und kristalliner Durchsichtigkeit gleichermaßen führte.
Sinnliche statt kopflastige Musik also, wie sie schon Vorläufer Giacinto Scelsi in „Hymnos“ für Orgel (Dominik Susteck) und zwei Orchestergruppen beispielhaft lieferte: eine Lichtkomposition wie eine stehende, ständig umbeleuchtete und bis zu vulkanischer Urkraft sich vergrößernde Fläche. Der Reiz des Concerto grosso Nr.2 von Georg Friedrich Haas lag in der raffinierten Reibung von naturtönigem Dur-Fluten und extremen mikrotonalen Dissonanzen, von Rauschwirkung und witzigen Zitatanflügen, von Zauber und Irritation bis hin zum Schluss, der nicht zum Schluss finden wollte.
Wem das zu viel war, der wurde mit den Suiten aus „Daphne et Chloé“ von Urahn Maurice Ravel verwöhnt, zu denen der Philharmonische Chor (einstudiert von Arno Hartmann) als quasi orchestrale Vokalisenstimme einbezogen wurde. Geschmeidig, dynamisch und farbbewusst zelebrierte Rundel die impressionistische Verführungskunst zu einem Fest des Schönklangs, an dem die Bläser ihren besonderen Anteil hatten.