Essen. Eine Großrazzia von Spezialeinheiten gegen den mutmaßlichen Kopf einer kriminellen Bande sorgte für einen Ausnahmezustand in Altenessen.

Nichts ging mehr, als die GSG9 wie aus heiterem Himmel kam und hunderte Bundespolizisten rund um den Barbar-Grill an der Altenessener Straße den Spieß umdrehten: Der gezielte Stoß gegen ein internationales Schleuser-Netzwerk, in das nach Erkenntnissen der Behörden ein krimineller libanesischer Familienclan verwickelt ist, versetzte am Mittwoch einen ganzen Stadtteil über Stunden in einen Ausnahmezustand. Zwischen Bahnhof und Krablerstraße kam der morgendliche Berufsverkehr zum Erliegen, die Evag leitete Busse um, über dem Einsatzort kreiste ein Hubschrauber, während schwer bewaffnete und maskierte Spezialeinheiten elf Wohnungen stürmten. Mit Erfolg: Sie verhafteten den Mann, den sie für den Kopf einer international organisierten Bande halten.

Essener Clan: Schwere Straftaten in Rotlicht- und Rauschgiftmilieu

Bei dem 24-jährigen Deutschen libanesischer Herkunft aus Altenessen sollen die Fäden für die illegalen Geschäfte mit der Not der Flüchtlinge aus Syrien und dem Libanon zusammengelaufen sein. Er habe seine internationalen Kontakte genutzt, um die Menschen mit gefälschten Schengenvisa, gestohlenen Aufenthaltstiteln oder frisierten europäischen Pässen über Istanbul auf dem Luftweg nach Deutschland einzuschleusen, heißt es. Ähnliche Vorwürfe richten sich gegen 14 weitere Mitglieder des Familienclans, der „bisher durch schwere Gewaltstraftaten im Rotlicht- und Rauschgiftmilieu“ aufgefallen ist, berichtete Bundespolizeisprecher Ivo Priebe. Wer mit Hilfe der Kriminellen in die Bundesrepublik wollte, musste bis zu 10.000 Euro bezahlen.

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Nach Auskunft Sandra Perlebachs von der Bundespolizeidirektion Hannover stellten die Ermittler bei der Razzia in drei Bundesländern allein in Altenessen fast alle der Beweismittel sicher, die vor Gericht bald eine wichtige Rolle spielen: Dokumente, elektronische Speichermedien, aber auch Messer und Macheten, Gewehre und Pistolen. Ob es sich um scharfe Waffen handelt, ist noch unklar.

Libanesen kassieren ahnungslose Flüchtlinge ab

Großrazzia mit GSG 9 gegen Schleuser

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Das schmutzige Geschäft mit der Not floriert aber längst nicht nur über internationale Grenzen hinweg. Auch vor Ort beobachten die Behörden mit Sorge ein neues Phänomen: Vor allem Libanesen, so heißt es, bieten Syrern vor dem städtischen Ausländer- und dem Sozialamt Hilfe gegen Bares an. Meist geht’s um Wohnungsvermittlung oder Dolmetscherdienste, die von der Stadt kostenlos organisiert werden. Doch das wissen die wenigsten Flüchtlinge.

„Da wird man in der Tat ein Auge drauf haben müssen“, sagt Sozialamtsleiter Hartmut Peltz. Etwas hat sich bereits verändert: Der Vermerk „mit Übersetzer“ findet sich nicht mehr auf den Akten, mit denen die Flüchtlinge zum Amt kommen. Denn der war den Geschäftemachern ein willkommener Hinweis auf potenzielle Opfer.