Essen-Altenessen/Frohnhausen.. Am Donnerstag werden die ersten Flüchtlinge im Zeltdorf erwartet. Am Mittwoch können Nachbarn die Anlage besuchen. Die Stimmung vor Ort ist gemischt.

Am Donnerstag sollen die ersten Flüchtlinge ins Zeltdorf auf dem ehemaligen Sportplatz Erbslöhstraße ziehen. Schon heute können Interessierte zwischen 16 und 17 Uhr einen Blick in die Anlage werfen. In der Nachbarschaft ist die Stimmung gemischt. Voraussichtlich ab Mitte November sollen die Bagger auf der alten Sportanlage an der Frohnhauser Hamburger Straße anrollen.

Sucht man in der Nachbarschaft der Erbslöhstraße einen kommunikativen Treff, dann landet man unweigerlich beim Schnellimbiss von Christos „Tacky“ Kozis an der Nagelstraße. Hier kommen viele Meinungen zusammen. „Und die sind positiv und auch negativ“, berichtet der gebürtige Grieche. Ziemlich weit hergeholte Gerüchte schlagen bei ihm ebenso auf, wie erste Aktivitäten im Umfeld. So sei ein Nachbar schon fleißig dabei, Schuhe, Kleidung und anderes für die Flüchtlinge zu sammeln. „Tacky“ selbst ist ziemlich entspannt, was das Zeltdorf anbetrifft. „Man muss das einfach mal auf sich zukommen lassen und schauen, wie es funktioniert. Wir wissen ja noch gar nicht, was für Leute kommen“, sagt er. „Natürlich“ werde er am Mittwoch bei der Begehung dabei sein.

„Ich glaube, viele Leute hier haben Angst“

Das werden sicherlich auch viele andere Nachbarn, die Unsicherheit im Viertel ist spürbar. „Ich glaube, viele Leute hier haben Angst“, sagt eine Nachbarin, die nur einen Steinwurf vom alten Sportplatz entfernt wohnt. „Wir haben hier schon viel erlebt, man darf nicht schwarz sehen“, stellt sie fest. Aber man hört auch andere Stimmen in der Siedlung. „Das wird nicht gut gehen“, prognostiziert eine andere Nachbarin. Die Stadtverwaltung ist um größtmögliche Transparenz bemüht, alle Nachbarn hatten eine schriftliche Einladung zur Begehung in ihren Briefkästen. Fieberhaft wird derzeit an allen neuen Standorten gearbeitet, rund 35 Flüchtlinge pro Tag muss man in Essen unterbringen. „Bei der Anlage an der Erbslöhstraße liegen wir im Zeitplan. Einige Einrichtungsgegenstände, etwa die Waschmaschinen, werden aber wohl erst etwas später ans Netz gehen können“, berichtet Sozialamtsleiter Hartmut Peltz.

Doch das Dorf steht. Zwei Wohnzelte für insgesamt bis zu 400 Menschen, ein angeschlossenes Sanitärzelt, ein Aufenthalts- und ein Kantinenzelt sind betriebsbereit. Auch die Container für Vorräte, Bettwäsche, die ärztliche Versorgung und die Dorfverwaltung können genutzt werden. Die Diakonie wird die individuelle Asylverfahrens-Beratung übernehmen. Container für die Mitarbeiter fehlen noch.

Dass die Erbslöhstraße nicht zur letzten Rutsche von Flüchtlingsdörfern in Essen gehören wird, ist seit der vergangenen Woche klar. Kurzfristig hatte der Krisenstab der Stadt den Bau von zwei weiteren Dörfern für je 400 Personen beschlossen, an der Vaestestraße/Burgaltendorf und auf dem Sportplatz Hamburger Straße/Frohnhausen.

„In Frohnhausen werden die Bagger voraussichtlich ab Mitte November anrollen“, schaut Hartmut Peltz voraus. Ende Februar 2016 soll dann auch das Flüchtlingsdorf im Westen der Stadt bezugsfertig sein. Stimmen aus dem Umfeld, die auf die starke Belastung des Bodens hinweisen, antwortet er: „Dies ist in Frohnhausen geprüft worden. Das Problem von Altlasten hatten wir bei bislang jedem unserer genutzten Sportplätze.“ Und das sind mittlerweile einige.