Essen. Weil die Unterbringung von Asylsuchenden Personal bindet, kommt die städtische Immobilienwirtschaft in Essen mit geplanten Instandsetzungsarbeiten nicht nach. Mehr als 70 Vorhaben müssen warten.
Unter Hochdruck plant und baut die Stadt Essen weitere Unterkünfte für Flüchtlinge. Andere Arbeiten bleiben dafür mangels Personal liegen. So muss die städtische Immobilienwirtschaft für dieses Jahr geplante Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten mit einem finanziellen Volumen von insgesamt 9,3 Millionen Euro verschieben. Davon betroffen sind rund 60 städtische Gebäude, allen voran das Rathaus.
Dort ist das Flachdach des Parkhauses undicht; seit Jahren behilft die Stadt sich mit Flickschusterei. „Vor zehn Jahren hätte man mit Bitumenmasse das Schlimmste verhindern können“, sagt der Leiter der städtischen Immobilienwirtschaft, Ingo Penkwitt. Nun lautet die Devise: Alles muss runter, alles muss neu gemacht werden. Aber: „Jetzt wäre das Geld dafür da, doch es fehlt das Personal.“ Penkwitt tröstet sich und die politisch Verantwortlichen damit, dass größere Schäden am Bauwerk nicht zu erwarten seien, nur weil Fugen undicht sind. Ein Gutachter wird ein Auge darauf haben.
Mehr als 200 Objekte werden regelmäßig überprüft
Mit Kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro ist die Reparatur am Rathaus-Parkhaus der mit Abstand größte Ausgabeposten auf einer Liste mit insgesamt 71 Baumaßnahmen, die vorerst nicht realisiert werden. So werden sie in der Dependance der Gesamtschule Borbeck weiter auf neue Türen und Böden warten müssen, das Ziegeldach der Grundschule in Burgaltendorf muss einen weiteren Winter überstehen, an der Philharmonie gilt dies für durchgefaulte Holzfenster. Am Leibnizgymnasium trifft es den Umbau der Mensa, an der Theo-Goldschmidt-Realschule den Brandschutz. Das Schulgebäude an der Frillendorfer Straße steht damit nicht alleine da. Im Bauausschuss des Stadtrates sorgte jüngst für Verwunderung, dass ausgerechnet die Erneuerung des Brandschutzes nicht mehr so vordringlich sein soll. „Brandschutz, Dachsanierungen und Fassadenerneuerungen werden geschoben, obwohl wir uns geschworen haben, dass diese höchste Priorität haben sollen“, staunte Ratsherr Michael Stelzer (SPD).
Dem hielt Penkwitt entgegen, dass mehr als 200 Objekte regelmäßig von der Feuerwehr und der Bauordnung überprüft würden. Es sei nicht möglich alle Mängel abzustellen. Es gehe nun um jene Gebäude, „wo die Brandschutzmängel nicht so gravierend sind, dass sie jemanden gefährden.“
Getreu dem Motto aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sollen Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten möglichst schnell nachgeholt werden. Um der Immobilienwirtschaft personell Luft zu verschaffen, soll Penkwitts Team um zehn Architekten verstärkt werden. Ihre Aufgabe: Planen und Aufträge ausschreiben, die liegen geblieben sind. Fraglich bleibt, auf wie viel Geld die Bauunterhaltung im kommenden Jahr zurückgreifen kann. Die Verwaltung beziffert die zusätzlichen Kosten für Asyl auf zwölf Millionen Euro. 5,4 Millionen davon sollen aus dem Etat der Immobilienwirtschaft gedeckt werden. Dieses Geld dürfte an anderer Stelle fehlen.