Essen. . Problemhaus wurde für 8,2 Millionen Euro ersteigert. Treibende Kraft ist offenbar ein erfolgreicher Bochumer Immobilienkaufmann mit Wohnsitz Essen.

Der spektakuläre Ausgang der Iduna-Hochhaus-Versteigerung ließ die brennendsten Fragen offen: Wer verbirgt sich hinter den beiden vorgeschickten Männern, die das markante Hochhaus für 8,2 Millionen Euro ersteigert haben und was passiert mit dem Objekt? Recherchen dieser Zeitung haben ergeben, dass ein erfolgreicher Bochumer Immobilienunternehmer mit Wohnsitz in Essen treibende Kraft dieser Millionen-Investition ist.

Zwar hat eine kleine Firma namens „Fema Bauanalytik UG“, die auf den Namen Fernando Manuel Marques de Figueiredo eingetragen ist, das imposante Objekt (Verkehrswert: 2,465 Millionen Euro) ersteigert. Doch dahinter soll sich in Wirklichkeit der deutsch-türkische Immobilienkaufmann C. verbergen. Eine Quasi-Bestätigung dafür kommt auch aus dem Essener Rathaus. Ja, die Abteilung Stadtplanung habe in der nächsten Woche einen Gesprächstermin mit C. und werde dann die zentrale Frage erörtern, welche konkreten Nutzungspläne der künftige Besitzer des Iduna-Hochhauses hege, hieß es gestern. Der Unternehmer selbst gab sich gegenüber dieser Zeitung bedeckt. „Kein Kommentar“, sagte er abweisend.

Iduna-Hochhaus am Limbecker Platz versteigert

Der 57 Meter hohe Büroturm umfasst 15 Stockwerke. Erbaut: 1961/62. Eine elfgeschossige Variante des Iduna-Hochhauses steht in Münster: denkmalgeschützt, von Grund auf saniert und neuerdings im Besitz des Architekten Andreas Deilmann.

Bei der Versteigerung am 13. Oktober mussten nur zehn Prozent des Verkehrswertes angezahlt werden: 246.500 Euro. Der „Rest“ wird später fällig. Gläubigerin ist die Sparkasse Essen, die vom unerwarteten hohen Kaufpreis angenehm überrascht war.

Unmittelbar nach Abschluss des spannenden Haus-Pokers im Amtsgerichtssaal 293, bei dem auch der erfolgsverwöhnte Essener Platzhirsch Kölbl Kruse lange Zeit siegessicher mitbot, ließ Ersteigerer Figueiredo dies durchblicken: Das Iduna-Hochhaus werde nicht abgerissen, sondern saniert. Wie nötig das ist, weist schon das Gebäudegutachten aus, das auf die Belastung mit Asbest, PCB und PAK hinweist.

Haus steht seit anderthalb Jahren leer

Nicht minder problematisch: Das Bauordnungsamt hat ein Nutzungsverbot erlassen, weil die Fluchtwege in dem gut fünfzig Jahre alten Gebäude nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen. Deshalb steht das Problem-Bürohaus seit etwa anderthalb Jahren leer, der letzte Mieter war die GFKL.

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Dass sich Immobilienspezialist C., der auch eine Zulassung als Zwangsverwalter besitzt, als Experte für Problemhäuser versteht, hebt er auf seiner Homepage ausdrücklich hervor. Dort heißt es zum Unternehmensprofil: „Unsere Stärken sind insbesondere schwer vermittelbare Objekte oder Immobilien-Objekte, die einen hohen Instandhaltungsrückstau aufweisen und somit vollständig oder teilweise renovierungsbedürftig sind. Wir sind stets bemüht unseren Immobilienbestand zur erweitern.“ Als Partner und Referenzobjekte erwähnt C. unter anderem das Sportcenter WTC Camp Sports (Bochum), das Hubertushof Restaurant, Spa & Hotel (Oberstaufen) und die Tapas Bar Emilio in Rüttenscheid. Ebenfalls in Rüttenscheid residiert die „Fema Bauanalytik“, auf deren Briefkasten übrigens auch der Name des Immobilienkaufmanns vermerkt ist.

Essens höchstes Wohnhaus

Heute leben im Wohnturm an der Bochumer Straße in Essen-Steele 250 Menschen.
Heute leben im Wohnturm an der Bochumer Straße in Essen-Steele 250 Menschen. © Daniel Schreckenberg
Leben gern im Wohnturm (von links): Jürgen Derikatz, Werner Felderbauer und Peter Hille. Zum 40. Geburtstag erinnert die Eigentümergemeinschaft mit einer Ausstellung mit über 40 Fotos, Sanierungsplänen und historischen Karten an den Bau, den Einzug und die Geschichte des Hauses. Die Ausstellung ist am Samstag, 18. Oktober, von 10 bis 13 Uhr sowie am Samstag, 25. Oktober, von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Außerhalb dieser Zeiten können Gruppen die Fotos nach Absprach besichtigen, Interessierte können sich unter der Telefonnummer 01577 3983425 melden.
Leben gern im Wohnturm (von links): Jürgen Derikatz, Werner Felderbauer und Peter Hille. Zum 40. Geburtstag erinnert die Eigentümergemeinschaft mit einer Ausstellung mit über 40 Fotos, Sanierungsplänen und historischen Karten an den Bau, den Einzug und die Geschichte des Hauses. Die Ausstellung ist am Samstag, 18. Oktober, von 10 bis 13 Uhr sowie am Samstag, 25. Oktober, von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Außerhalb dieser Zeiten können Gruppen die Fotos nach Absprach besichtigen, Interessierte können sich unter der Telefonnummer 01577 3983425 melden. © Alexandra Roth
Essens höchstes Wohnhaus in den 70er-Jahren.
Essens höchstes Wohnhaus in den 70er-Jahren. © Steeler Archiv
So sah das aus, als die Fassadenplatten angebracht wurden.
So sah das aus, als die Fassadenplatten angebracht wurden. © Steeler Archiv
Zwei Etagen fehlen auf diesem Bild noch...
Zwei Etagen fehlen auf diesem Bild noch... © Steeler Archiv
Blick auf das Hochhaus von der Bochumer Straße aus (etwa 1974).
Blick auf das Hochhaus von der Bochumer Straße aus (etwa 1974). © Steeler Archiv
Das Hochhaus von der Ruhrseite aus gesehen.
Das Hochhaus von der Ruhrseite aus gesehen. © Steeler Archiv
Der Bau der Bahntrasse 1976.
Der Bau der Bahntrasse 1976. © Steeler Archiv
Die Bochumer Straße etwa 1920. Die alte Löwenapotheke ...
Die Bochumer Straße etwa 1920. Die alte Löwenapotheke ... © Steeler Archiv
... im Jahr 1975 noch zu sehen, fiel kurze Zeit später der abrissbirne zum Opfer - was längst nicht allen Steelensern gefielt.
... im Jahr 1975 noch zu sehen, fiel kurze Zeit später der abrissbirne zum Opfer - was längst nicht allen Steelensern gefielt. © Steeler Archiv
Die Bochumer Straße vor dem Bau des Hochhauses.
Die Bochumer Straße vor dem Bau des Hochhauses. © Steeler Archiv
Kaiser-Wilhelm-Straße, Durchblick zur Bochumer Straße.
Kaiser-Wilhelm-Straße, Durchblick zur Bochumer Straße. © Privat
Kurzzeitig war für das Wohnhochhaus einmal ein
Kurzzeitig war für das Wohnhochhaus einmal ein "Rettungsschlauch" im Gespräch. Das Foto entstand während einer Testphase. Durch den Gewebeschlauch hindurch hätten die Bewohner im Notfall bis hinunter auf ein Luftkissen rutschen sollen. Das Tempo im Rettungsschlauch konnten die Nutzer durch die Haltung ihrer Arme selbst bestimmen. Die Idee setzte sich - zumindest in Steele - aber nicht durch. © Steeler Archiv
So liegt das Hochhaus in Steele.
So liegt das Hochhaus in Steele. © www.blossey.eu
So liegt das Hochhaus in Steele.
So liegt das Hochhaus in Steele. © www.blossey.eu
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Aus dem fernen Köln verfolgt Architekt Kaspar Kraemer interessiert die jüngsten Entwicklungen in Essen. Sein Vater, der renommierte Baumeister Friedrich Wilhelm Kraemer hat das Iduna-Hochhaus entworfen. Kraemer junior hofft, dass das Hochhaus mit der typischen „Vorhang“-Fassade wieder aufpoliert wird. „Es ist eine Ikone der jungen Bundesrepublik, in seiner Schlankheit und Schwerelosigkeit ein Symbol, in Essen einmalig.“