Essen-Rüttenscheid. . Nico Sobotta (28) macht sich als Bestatter in Rüttenscheid selbstständig. Seinen Job will er mit Kreativität und Einfühlungsvermögen neu interpretieren.
Nico Sobotta ist auf den ersten Blick ein ganz normaler junger Mann. Der 28-Jährige, Torwart beim ESC Rellinghausen, ist verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes. Vor kurzem ist der gebürtige Wattenscheider mit seiner Familie ins beschauliche Burgaltendorf gezogen. Beruflich wird es bei ihm aller Voraussicht nach in den nächsten Wochen stressig werden: Nico Sobotta wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Er eröffnet mit dem Trauerhaus Sobotta an der Rüttenscheider Straße 209 am Samstag, 19. Dezember, ein Bestattungsinstitut.
Nein, Nico Sobotta ist kein Spross einer Bestatter-Dynastie. „Das wäre schön, dann hätte ich keine finanziellen Probleme“, sagt Sobotta und lacht. „Der Tod gehört zum Leben, und natürlich darf man als Bestatter Spaß haben“, sagt er und bringt eine Vielzahl von Ideen mit, wie man die Bestattungskultur moderner und individueller gestalten könne. Sobotta kommt aus der Medienbranche. „Gelegentlich habe ich bei einem Bestatter-Kollegen ausgeholfen und gemerkt, dass ich das gut kann. Man hat Kundenkontakt, kann handwerkliche und kreative Fähigkeiten, vor allem aber Einfühlungsvermögen beweisen“, erklärt er.
Die Ausbildung zum Bestattungsfachangestellten dauerte drei Jahre. „Ich habe in Köln gelernt. Einer meiner beiden Chefs, ein Schwuler, hat mich mit seiner Art und seinen Ideen sehr beeindruckt“, blickt Sobotta zurück. In der Homo-Szene sei es durchaus üblich, Beerdigungen als bunte Abschiedsfeiern zu gestalten, bei denen Prosecco getrunken und das Leben zelebriert werde.
Seine eigenen Erfahrungen mit Bestattern seien vorher eher negativ gewesen. Als sein Vater 2006 mit 56 Jahren starb, wollte ihn die Familie im Ausgeh-Anzug seiner Heimatstadt Herne beerdigen lassen – ein Wunsch, für den der Bestatter wenig Verständnis hatte. „Mein Vater war sein Leben lang bei der Stadt beschäftigt, war quasi mit ihr verheiratet“, erinnert sich Sobotta nur ungern an die Diskussionen mit dem Bestatter. Sobotta selbst will vieles möglich machen: Beerdigungen mit Motorrad, mit Werkzeug, mit Instrument oder was auch immer dem Verstorbenen wichtig gewesen sei.
An die üblichen Scherze im Freundeskreis hat sich der 28-Jährige inzwischen gewöhnt. „Dass der Job krisenfest ist, höre ich natürlich immer.“ Die traurigen Momente gehörten dazu: „Als ich zum ersten Mal ein vierjähriges Kind beerdigen musste, habe ich mitgeweint. Aber das ist okay.“
Sobotta will Beratung in Seniorenheimen anbieten und gern mit Grundschulen zusammenarbeiten, um Kinder behutsam mit dem Thema Tod in Kontakt zu bringen. „Kinder stellen ganz andere Fragen als Erwachsene“, weiß er aus Erfahrung. In Rüttenscheid startet er in einem kleinen Ladenlokal. Seine Frau unterstütze ihn bei der Büroarbeit. Hart arbeiten und später expandieren, vielleicht Mitarbeiter einstellen, so dass er irgendwann auch Urlaub machen könne, beschreibt er sein Ziel. Man müsse in dem Job immer 100 Prozent geben, es gehe schließlich um Menschen: „Als Bestatter hast du nur eine Chance, etwas richtig zu machen.“