Essen. . Die Essener Verkehrs-AG arbeitet an einer neuen App für Smartphones. Das Angebot richtet sich an Kunden, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, aber auch an Ortsunkundige.

Die digitale Welt dreht sich immer schneller: Gerade noch war das „Navi“ eine technische Innovation. Mittlerweile lotsen sogar Supermärkte ihre Kunden per Smartphone zum nächsten Feinkostregal. In Zeiten wie diesen will auch die Essener Verkehrs-AG (Evag) den Anschluss nicht verpassen. Im Gegenteil. In der IT-Abteilung des Nahverkehrsunternehmens arbeiten sie derzeit gemeinsam mit einer Dortmunder Softwarefirma an der Entwicklung einer neuen App.

Jörg Lamers, Chefentwickler im „Evag-Labor“, führt mit seinem Smartphone am U-Bahnhof in Rüttenscheid vor, was das Programm alles kann. Lamers tippt das gewünschte Ziel an, und schon geht es los; sein Smartphone weist ihm den Weg zum nächstliegenden U-Bahneingang.

Weicht Lamers von der Route ab, vibriert das Gerät in seiner Hand, eine Stimme sagt, wo es lang geht. Wie weit ist es noch? In wie vielen Minuten fährt die nächste Bahn ein? All das erfährt Lamers präzise, nach dem er zuvor sein auf Abfrage eigenes Tempo eingeschätzt hat.

Die Idee: Die App soll Fahrgäste, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, weil sie nicht gut zu Fuß sind, weil sie sehbehindert sind, oder weil sie sich schlichtweg in der Stadt nicht auskennen, sicher und zuverlässig durch den „Nahverkehrs-Dschungel“ leiten.

Stationen mit Sendern ausstatten

Bei dem Programm handelt es sich, wie Lamers erläutert, um eine Weiterentwicklung jener App, welche die Verkehrsbetriebe in Soest bereits erfolgreich in den Alltag eingeführt haben. In der westfälischen Kreisstadt ist eine Schule für Sehbehinderte ansässig. Das gab den Anstoß für die Entwicklung des „Bus-Guides“. Per Bluetooth-Verbindung sagt die App an, wenn der Bus die Haltestelle anfährt. Wer mit Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs ist und Hilfe benötigt, kann dies dem Fahrer mitteilen. Was in Soest oberirdisch per GPS bereits funktioniert, soll in Essen auch in der U-Bahn zur Anwendung kommen. Die Stationen müssen dafür mit Sendern ausgestattet werden; nach dem Prinzip einer Kreuzpeilung lässt sich so der Standort des Nutzers bestimmen. Der U-Bahnhof am Rüttenscheider Stern wurde mit der Technik bereits ausgestattet. Tests verlaufen vielversprechend, heißt es.

„Die Technik ist servicereif“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr werde bereits über eine finanzielle Förderung verhandelt. Es geht um eine niedrige sechsstellige Summe, vielleicht nicht einmal das. „Wir haben eine smarte Möglichkeit, unsere Dienstleistung unseren Kunden zu überschaubaren Kosten zugänglich zu machen“, betont Hoffmann und spricht von einem „interessanten Markt“. Die Zielgruppe sind wir alle, die wir uns, so lange wie es geht, möglichst selbstbestimmt bewegen wollen.

Für die Evag könnte die App auch ein Hilfsmittel sein, den Anforderungen des Gesetzgebers nach einem barrierefreien Zugang zu genügen. Millionenschwere Investitionen in Aufzüge und Rolltreppen wird das Programm fürs Smartphone nicht ersetzen, aber die App könnte Fahrgäste rechtzeitig wissen lassen, wenn eine Fahrtreppe steht oder ein Aufzug nicht funktioniert und eine alternative Route empfehlen. Wann kann König Kunde diesen Service nutzen? Die Evag will keine Prognose wagen. Aber wie gesagt: Die digitale Welt dreht sich. . .