Großeinsatz auf der Gladbecker Straße: Zuerst rückten die Mitarbeiter des Jugendamtes mit Polizeischutz an, dann griffen Maurer beherzt zur Kelle und mauerten in den Problemhäusern Gladbecker Straße 305–309 Wohnung für Wohnung zu. „Ein Sieg gegen die Schrottimmobilien-Mafia“, frohlockte Thomas Rüth vom „Aktionsbündnis Sicheres Altenessen“.
Weil Eigentümer Yalcin D. den Stadtwerken mehr als 10 000 Euro Wassergeld schuldet, haben diese unlängst den Haupthahn abgedreht. Außerdem funktioniert die Heizung nicht. Angesichts dieser katastrophalen Verhältnisse sind die Wohnungen, in denen hauptsächlich rumänische Migranten leben, für unbewohnbar erklärt worden. Die Konsequenz: Die vielen kleinen Kinder müssen sofort raus aus diesem kalten Elendsquartier. „Das Kindeswohl lässt keinen Aufschub zu, wir müssen sofort handeln“, so eine Stadtsprecherin.
So griffen sie an diesem Mittwoch auch zum letzten Mittel: Mitarbeiter von Jugend- Ordnungs-, Wohnungs- und Gesundheitsamt, Sozialarbeiter von Awo und Diakonie – im Rücken starke Kräfte der Einsatzhundertschaft und Rettungssanitäter. In der Gladbecker, die zu den meist befahrenen Ausfallstraßen der Stadt zählt, herrscht Belagerungszustand.
39 Kinder unter 18 Jahren sollen gemeldet sein, doch erfreulicherweise treffen sie keines an. „Einige sind bei Verwandten untergekommen, anderen leben schon mit ihren Eltern in neuen Wohnungen“, heißt es. Hätte man sie angetroffen, wären sie in Pflegefamilien oder ins Heim gekommen.
Als die Flotte aus Polizei-Mannschaftswagen um kurz nach eins abrückt, fahren weiße Transporter vor. Mitarbeiter der „Essener Arbeit“ schleppen Möbel aus den Wohnungen, sie werden eingelagert. Während auf dem Gehweg schon Mörtel angerührt wird, wuchten die Männer Fahrräder und ein Laufband in die Transporter. Frauen kommen aufgeregt hinzu, wedeln mit Formularen und Anschreiben. In die Wohnungen können sie nicht mehr. Ein Wachdienst hat sich an den vier Haustüren postiert. Durch das Getümmel auf dem Gehweg bahnt sich Ordnungsdezernent Christian Kromberg seinen Weg: „Wir mauern die Wohnungstüren jetzt zu.“ Nur 12 der 28 Wohnungen bleiben nun noch für kurze Zeit bewohnt.
Eigentümer D., der zurzeit im Urlaub weilt, will von der Aktion nichts mitbekommen haben. Er gibt seinen Mietern die Schuld an der Eskalation. „Die haben die Miete nicht mehr gezahlt, am Ende konnte ich nichts mehr machen“, sagt er dieser Zeitung und fügt hinzu: „Ich werde die Häuser jetzt kernsanieren und Studentenwohnungen daraus machen.“