Essen. . Das Opfer des brutalen Überfalls in Essen-Altendorf arbeitete beim Reitsportverein. Der 43-Jähriger starb wenige Tage nach dem Angriff im Klinikum.

Fassungslosigkeit herrscht beim Reitsportverein am Stadtwaldplatz: „Wir haben einen ganz liebenswerten Menschen verloren“, sagt der Vorsitzende Volker Wiebels und meint den 43-Jährigen, der nach einem brutalen Angriff in Altendorf am Montag gestorben ist. Während die Polizei inzwischen zwei tatverdächtige Jugendliche gefasst hat, können die Reiter sich noch kaum vorstellen, dass sie den beliebten Pferdepfleger nie wiedersehen werden.

Der 43-Jährige war seit vielen Jahre bei dem Reitverein angestellt, hat zuverlässig die Tiere täglich versorgt, hat die Ställe ausgemistet, gefüttert und die Pferde nach draußen gebracht. „Das war offensichtlich sein Leben“, sagt Wiebels über den Mann, der allein in Altendorf gelebt haben soll. Bis er in der Nacht zu Mittwoch auf die Täter traf. Es war gegen 2.30 Uhr, und er soll trotz der frühen Stunde schon auf dem Weg zur Arbeit gewesen sein. Er kam immer viel früher und blieb immer viel länger am Stall, als es seine Arbeitszeit erforderte, erzählt Wiebels: „Wenn es einem Pferd schlecht ging, war er da.“

16-Jähriger hatte Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung

Die Fassungslosigkeit der Reiter teilen derzeit viele Menschen in Essen, wie die Diskussionen in den sozialen Netzwerken zeigen. Was an der Tat auch für die Polizei ein zentraler Punkt ist, dass da jemand sterben musste, der sich nicht wehrte, der die Gefahr erkannte und die geforderten Zigaretten herausgab, beschreibt Polizeisprecher Peter Elke. Ein Mann, der nie als aggressiv aufgefallen ist und bei dem es bisher auch keinen Anlass gebe zu glauben, er könne die Täter auch nur beiläufig provoziert haben.

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All das aber schützte den 43-Jährigen in dieser Nacht nicht vor der Gnadenlosigkeit der Täter. Den 16-Jährigen, der nun in U-Haft sitzt, kannte die Polizei. Er ist in diesem Jahr bereits wegen gefährlicher Körperverletzung zur Bewährung verurteilt worden und galt im Präsidium als Intensivtäter. Die Kommissare, die ihn daher kennen, sind ebenso schockiert, sagt Peter Elke. Intensivtäter, fügt er hinzu, stammen fast immer aus zerrütteten Familien. Ob ein intaktes Elternhaus diese grausame Tat hätte verhindern können, bleibt aber reine Spekulation. Es gibt viele Fragen, aber noch wenig sichere Antworten.

Auch der 15-Jährige soll der Polizei bekannt sein

Bei vielen stellt sich zudem die Frage, warum ein bereits bekannter und verurteilter Gewalttäter überhaupt auf freiem Fuß war? Die Antwort einiger Fachleute darauf lautet, dass das Wegschließen längst nicht bei jedem den erhofften Erfolg bringe. Das genaue Gegenteil könne die Folge sein, wenn der Weggesperrte im Gefängnis erst einmal die „richtigen Kontakte“ knüpfe oder erfahre, wie er seine Tat beim nächsten Mal besser planen könne.

Überzeugen mögen diese Argumente nicht jeden. Manche fordern nun die volle Härte der Justiz. Nach seinen letzten Gewalttaten war der 16-Jährige in diesem Jahr mit einer Bewährungsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung davongekommen. Auch der 15-Jährige soll der Polizei bekannt sein, ein Intensivtäter aber sei er nicht und seine bisherigen Straftaten reichten keinesfalls an die Gewalt heran, mit der der 16-Jährige jetzt wieder auffiel. Ob bei der Tat Alkohol im Spiel war, auch das werde nun ermittelt.

Bekannt war der 16-Jährige nicht nur bei der Polizei, sondern auch beim Jugendamt. Einige Intensivtäter könne man wieder auf die richtige Bahn bringen, meint Sozialdezernent Peter Renzel auf Anfrage der WAZ. Doch dieser Fall führe auch die Grenzen der Arbeit vor Augen. „Wir müssen uns von dem Gedanken frei machen, dass das Leben zu 100 Prozent sicher ist.“ Renzel kündigte an, diese Tat zum Anlass zu nehmen, die Arbeit kritisch zu überprüfen: „Wir werden uns natürlich die Frage stellen, ob wir etwas übersehen haben oder was hätte besser laufen können.“