Essen-Kettwig. Die aktuelle Ausstellung im Kettwiger Museum zeigt Exponate, die im Laufe der vergangenen drei Jahre an Promenadenweg und Bachstraße entdeckt wurden.

„Wir haben uns nicht getraut, die Kanonenkugeln in die Vitrinen zu legen, weil sie einfach so schwer sind“, sagt Detlef Hopp und lacht. Er und seine Mitarbeiter hatten daher Sorge, dass das Glas bricht unter dem Gewicht des Kriegsgeräts. Detlev Hopp ist Stadtarchäologe und hat mit seinem Team dennoch genug Gegenstände aus Kettwigs Vergangenheit sichergestellt. Und die werden seit dem 1. Oktober im Kettwiger Museum im Rathaus gezeigt - unter dem Titel „Fundgeschichten“. Diese Ausstellung ist damit auch die erste, die nicht von den Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunden selbst organisiert wurde.

„Das gefundene Material zeigt vor allem, dass die Kettwiger sehr wohlhabend waren“, sagt der Experte. Besonders deutlich zeige sich das an den vielen Tintenfässchen, die die Archäologen gefunden haben. Die meisten seien noch nicht einmal zerstört, sondern einfach von den Besitzern weggeworfen worden. „Das geht nur, wenn man viele hat und sie jederzeit nachkaufen kann“, ergänzt Hopp.

Fundstücke aus den vergangenen drei Jahren

Vor über einem Jahr haben die Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunde bereits Kontakt zu dem Stadtarchäologen und seinem Team aufgenommen. Ursprünglich war eine Ausstellung mit allen Kettwiger Fundsachen geplant. Dies war allerdings nicht zu realisieren, da die meisten Exponate im Ruhrlandmuseums ausgestellt sind.

Daher haben sich die Beteiligten dazu entschlossen, nur Fundstücke aus den vergangenen drei Jahren zu zeigen, die allesamt vom Gelände der Bachstraße und vor allem des Promenadenwegs in Kettwig stammen. In diesen Bereichen haben in den vergangenen Jahren gewaltige Umstrukturierungen stattgefunden: Am Nordufer der Ruhr entstand neue Wohnbebauung.

Bei der archäologischen Begleitung der Baumaßnahmen kamen unter den etwa zwei bis vier Meter mächtigen Aufschüttungen Fragmente von Gefäßen aus Steinzeug und Irdenware des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts zum Vorschein.

Beweise für den Konsum von Kautabak

Unter anderem fanden die Experten auch Beweise für den Konsum von Kautabak. Zur Geschichte des Kautabak-Topfs sowie anderer Exponate finden Besucher umfangreiche geschichtliche Einordnungen und Beschreibungen.

Überrascht waren die Archäologen, als sie auch die zwei Kanonenkugeln stießen. Diese Kugeln datiert man auf die Zeit des 80-Jährigen Krieges - 1568 bis 1648. „Genauer können wir es leider nicht nennen“, erklärt Detlev Hopp.

In dieser Zeit sei unendlich viel in Kettwig und Werden geschehen. Dazu könnten die Kettwiger Museumsfreunde allerdings noch eine Menge mehr erzählen, weiß Detlev Hopp. Er habe erst einmal nur die Hoffnung, dass die Vitrinen die Fundstücke auch alle tragen können: „Hoffentlich bleibt die Ausstellung stehen - ohne dass etwas runterfällt.“