Es hat Zeiten gegeben, als die RAG ihre „Ruhrkohle“ noch nicht hinterm „R“ versteckte, da gewährte selbst das Auf und Ab der Aufzüge in der Firmenzentrale tiefe Einblicke in ein Stück Unternehmenskultur. Schließlich galt es, die „Proletenbagger“ für die Belegschaft von den „Bonzenschleppern“ für die Großkopferten zu unterscheiden.

Ein paar Jahrzehnte später ist der Strukturwandel des Energiekonzerns auch im Vokabular angekommen, denn wenn die RAG von ihrem neuen Verwaltungsneubau auf Zollverein spricht, dann will man vor allem „nachhaltig“ sein und „energiesparend“, „recyclinggerecht“ und „schadstofffrei“. So als wolle man den Wunden, die der Bergbau der Natur einst beibrachte, um Himmels willen keine neuen mehr hinzufügen. Sondern sich bescheiden verbeugen vor der eigenen Geschichte - und dem Weltkulturerbe gleich nebenan.

Planerisch umgesetzt hat dies das Aachener Büro „kadawittfeldarchitektur“, dessen Entwurf für den neuen Sitz von RAG-Stiftung und RAG Aktiengesellschaft gestern bei der Münchener Gewerbeimmobilien-Messe „Expo Real“ erstmals vorgestellt wurde. Anfang 2016 soll der L-förmige Bau als zweigeschossiger Bürokomplex beginnen, in dem dann im Herbst 2017 rund 220 Mitarbeiter ihren neuen Arbeitsplatz finden - gleich neben der RAG-Tochter Montan Immobilien, die bereits vor gut drei Jahren im Schatten der einstigen Kokerei Zollverein ihre Zelte aufschlug. Eigentümerin des Gebäudes ist die RAG-Stiftung, als Generalübernehmer fungieren die Projektentwickler von Kölbl Kruse. Das Vorhaben ist dabei nur eines aus einer ganzen Reihe von Neubau- und Sanierungsprojekten, die dem Welterbe-Standort im kommenden Jahr einen regelrechten Bauboom bescheren werden – und in der Folge, so hoffen alle Beteiligten – neues Leben ins Quartier bringen.