Bredeney. .

Seit Wochen stehen Container mit Betten und Decken vor der Turnhalle der Goetheschule am Walter-Sachsse-Weg, um notfalls dort eine Unterkunft für Asylbewerber einrichten zu können. Gestern war es soweit: Die ersten Flüchtlingen sollten am späten Abend mit zwei Bussen in Bredeney eintreffen. Damit ist die Halle der Goetheschule zusammen mit der Sporthalle in Kupferdreh die erste Sportstätte in Essen, die bis mindestens Januar nicht mehr für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung steht.

Die Flüchtlinge leben direkt neben dem Bredeneyer Wasserturm, der vor Jahren zu Wohnungen umgebaut wurde, unmittelbar am Waldrand, verbunden mit dem altehrwürdigen Gymnasium. „Wir haben als Stadt immer wieder betont, dass wir möglichst keine Turnhallen belegen wollen, da das einen zu großen Einschnitt in den Alltag der Bürger bedeutet. Doch irgendwann sind die Kapazitäten halt erschöpft. Das war jetzt mit der außerplanmäßigen Zuweisung von weiteren Flüchtlingen der Fall“, erklärt Stadtsprecherin Nicole Mause.

Wer genau komme, wisse niemand. Es gebe in diesem Fall noch nicht einmal Listen mit Namen und Nationalitäten der Menschen. Die Tatsache, dass nachmittags noch kein Bus am Walter-Sachsse-Weg vorgefahren sei, deute allerdings darauf hin, dass die Menschen über Salzburg nach Köln gekommen seien und von dort aus weiter verteilt würden, so Mause.

Am Wochenende haben Helfer die Betten für 100 Menschen aufgestellt, den Hallenboden zum Schutz und zur Schalldämpfung mit Spanplatten, Folie und PVC abgedeckt. Die Trennwände, die für ein bisschen Privatsphäre sorgen sollen, wurden erst gestern Nachmittag angeliefert. „Wir teilen noch einen Bereich für Tische und Stühle ab, so dass die Menschen dort essen können. Auch eine Spielecke für Kinder richten wir ein“, sagt Noureddine El Ghoulbzori von European Homecare, der Firma, die die Flüchtlinge betreut.

Kuchen zur Begrüßung

Mitglieder des runden Tisches Haarzopf – in Bredeney gibt es noch keinen – waren bereits nachmittags mit einem Willkommensspruchband nach Bredeney gekommen, um die Flüchtlinge zu begrüßen. Nadine Lietzke-Schwerm, stellvertretende Schulleiterin der Goetheschule, brachte einen Karton mit Kuchen mit. „Schüler, Eltern und Kollegium waren darauf vorbereitet, dass hier irgendwann Flüchtlinge einziehen würden. Die Bereitschaft, zu helfen, ist groß. Aber da wir hier kaum mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen werden, da es sich ja um eine Erstaufnahme-Einrichtung handelt, werden wir unsere geplanten Aktivitäten mit dem runden Tisch Haarzopf koordinieren“, so Nadine Lietzke-Schwerm.

Sie stellt klar, dass der Schulsport nach den Herbstferien weitgehend im gewohnten Rahmen zu normalen Zeiten stattfinden könne. Die Stadt organisiere Ersatzhallen in der Umgebung wie am Vossbusch, in Werden, am Föhrenweg in Haarzopf und beim Etuf. „Wir müssen jetzt nur organisieren, wie die Schüler dorthin kommen“, sagt die stellvertretende Leiterin.

Auf andere Hallen ausweichen müssen auch die elf Handball-Teams von SuS Haarzopf, die in der Goethe-Turnhalle normalerweise ihre Heimspiele austragen. Hans Zilles, Jugendwart des SuS Haarzopf, räumte gestern letzte Utensilien seiner Teams aus der Halle. Auch wenn der Handball-Kreis zusammen mit der Stadt Ersatzhallen besorge, sieht Zilles den Einzug der Flüchtlinge mit Skepsis: „Man muss das jetzt so hinnehmen und damit leben. Aber die Fehler der Vergangenheit, zum Beispiel bei den Balkan-Flüchtlingen, zeigen jetzt ihre Auswirkungen. Das muss man auch so benennen dürfen, ohne gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden“, sagt Zilles, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Bürgerbusvereins in Haarzopf. Auch Bezirksbürgermeister Michael Bonmann (CDU) sieht die Situation kritisch: „Es ist bedauerlich, dass jetzt die Turnhallen herhalten müssen. Wir hatten der Zeltdorf-Lösung am Volkswald in Heidhausen unter der Voraussetzung zugestimmt, dass die Turnhallen frei bleiben“, so Bonmann. Die Flüchtlinge seien schon sehr nah an der Goetheschule untergebracht, das sei nicht ideal, kritisiert er.