1955 gibt es in Essen zwei wesentliche Ereignisse zu notieren: Rot-Weiss Essen wird Deutscher Meister und an der Steeler Straße wird das Eulenspiegel-Filmtheater eröffnet. Beide Ereignisse waren am Mittwochabend Thema bei der Jubiläumsfeier zum 60. Geburtstag des Kinos. Rot-Weiss-Boss Michael Welling nämlich hatte zur Feier des Tages ein Trikot der Meisterschafts-Mannschaft von 1955 mitgebracht. Einer von vielen Gästen, die mit Marianne Menze und ihrem Team das Jubiläum feierten.

Zum launigen Rückblick auf 60 Jahre Kinogeschichte gab es auch reichlich schräge Töne. Die allerdings nur auf der Leinwand, wo der französische Film „Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne“ das Publikum in die Zeit der Salons und der gediegenen Hausmusikabende zurückführte. Statt großer Oper pflegt man an der Steeler Straße seit 60 Jahren hingegen ganz großes Kino. Eine Dia-Show ließ noch einmal die Galerie der prominenten Gäste vorüberziehen, die von Helge Schneider bis Heino Ferch, von Ben Becker bis Christoph Schlingensief, von Joachim Krol bis „Tote Hosen“-Sänger Campino reicht. Filmemacher wie Tom Tykwer bis Wim Wenders sind Stammgäste „und haben ihre ersten Filme alle hier gezeigt“, erinnert sich Marianne Menze, die das Haus seit 35 Jahren zusammen mit Hanns-Peter Hüster leitet. Dieser, erinnert sich Menze lächelnd, habe übrigens schon früher ein Auge auf den 50er-Jahre Kinozweckbau mit seiner bis heute stilechten Einrichtung von der Kinoorgel bis zur Tütenlampe geworfen. 1971 habe der Kinoliebhaber „mit seinen langen Haaren“ allerdings wohl noch nicht seriös genug gewirkt. Stattdessen eröffnete Hüster zunächst die heute ebenfalls legendäre Galerie Cinema.

Vor 35 Jahren war es dann soweit: Aus dem Steeler Familienkino wurde ein ambitioniertes Programmkino, das anfangs „drei bis vier verschiedene Titel pro Tag spielte“, erinnert sich Mitarbeiter Bernhard Wilmer, und das in den 1980ern legendäre Filmnächte ausrichtete. Das Programm wird bis heute regelmäßig ausgezeichnet.