Essen.. Die Polizei hat nach einem Spielabbruch in der Essener Kreisliga C Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Polizisten nahmen Personalien von 38 Beteiligten auf.
Schon wieder ist ein Amateur-Fußballspiel in Essen auf brutale Weise eskaliert – diesmal allerdings nicht im Fußballkreis Essen Nord/West (13), der wegen etlicher Ausschreitungen in der Saison 2014/2015 bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte. Tatort ist diesmal die Bezirkssportanlage Am Krausen Bäumchen in Bergerhausen. Der Vorfall ereignete sich am Sonntagnachmittag bei einem Kreisliga-C-Spiel des Fußballkreises Essen Süd/Ost (12), beim Aufeinandertreffen der Zweitgarnituren von Yurdum Spor Essen und DJK Winfried Kray (3.2).
"Gut, dass die Polizei kam – wer weiß, was sonst passiert wäre"
In der 88. Spielminute sei es zunächst zu einer Rauferei und zu Handgreiflichkeiten unter den Spielern gekommen, danach habe sich der Zoff auf die Zuschauer übertragen, bestätigte Polizeisprecher Ulrich Faßbender. „Es gab einen Spielabbruch und zahlreiche Verletzte.“ Faßbender schildert den Vorfall so: In der 88. Minute habe der Unparteiische – ein Schiedsrichter war nicht vor Ort – nach einem Foul an einem Yurdum-Spieler auf Freistoß entschieden. Trotzdem soll der Gefoulte seinen Gegner „massiv beleidigt haben“, so der Polizeisprecher. Danach sollen sich mehrere Spieler und Zuschauer eingemischt haben: „Nur mit einem Großaufgebot gelang es der Polizei, die Streithähne zu trennen und die Personalien von 38 Beteiligten festzustellen.“
Yurdum-Spor-Geschäftsführer Deniz Öztoprak bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung den Streit, allerdings weicht seine Darstellung teilweise von der der Polizei ab: "Nach Spielabpfiff hatten sich zwei Spieler in der Wolle." Sie hätten sich geschubst, daraufhin hätten Mannschaftskameraden und Zuschauer versucht, den Streit zu schlichten. Als dies nicht gelang, sei die Polizei alarmiert worden. "Es war gut, dass die Polizei kam – wer weiß, was sonst passiert wäre", sagt Öztoprak. Seinen Angaben zufolge besteht das Yurdum Sport-Team überwiegend aus türkischstämmigen und das Krayer aus libanesischen Spielern. Die Polizei habe den Streit erfolgreich geschlichtet, so Öztoprak. Trotzdem fügt er hinzu: "Das war ein großer Aufwand für ein kleines Ding."
Polizisten attackiert und als „Nazis“ beschimpft
Später konnten Polizisten beobachten, wie die Kontrahenten an der Haltestelle „Zeche Ludwig“ erneut aufeinander losgingen. Ulrich Faßbender: „Die Polizei musste Pfefferspray einsetzen, um die Schläger zu trennen.“ Dann hätten weitere Personen die Beamten bedrängt und diese „als Nazis beschimpft“, so Faßbender. Die neuen Auseinandersetzungen hätten sich bis auf die Rellinghauser Straße verlagert.
Ein Gewalttäter habe sogar versucht, einem Polizeibeamten den Einsatzstock zu entreißen, so Faßbender. Dies sei dem Mann aber nicht gelungen: „Auch danach konnten mehrere Personen nur durch den Einsatz von Pfefferspray und des Einsatzstocks daran gehindert werden, erneut die Polizeibeamten anzugreifen.“
Alle beteiligten Personen seien durch Einsatz des Pfeffersprays leicht verletzt worden.
Diensthunde und Großaufgebot an der Rellinghauser Straße
Anwohner Tim Bergmann hat den Polizeieinsatz aus nächster Nähe beobachtet. „Ich konnte mein Auto nicht mehr bewegen, weil es vorübergehend durch die Einsatzfahrzeuge zugeparkt war“, berichtet er. Der Polizeieinsatz habe gut anderthalb Stunden gedauert. Ein halbes Dutzend Einsatzfahrzeuge seien zum Tatort geeilt, auch ein Rettungswagen der Johanniter Unfallhilfe kam zum Einsatz. „Zunächst schien es so, als habe die Polizei ihren Einsatz rasch beenden können“, berichtet Bergmann, „doch dann setzte sich der Streit auf der Rellinghauser Straße fort und erneut musste bereits abgerückte Polizei eingreifen.“ Bei der Aktion seien auch Diensthunde eingesetzt worden.
Die Bezirkssportanlage sei Anwohnern der Rellinghauser Straße schon seit mehreren Jahren ein Dorn im Auge. „Weil sie inzwischen von vier Fußballvereinen genutzt wird, ist die Parksituation zu unserem Leidwesen äußerst angespannt“, fügt Bergmann hinzu. „Wir Anwohner sind genervt.“ Das übliche Ärgernis: Die Zufahrten für Rettungswagen seien häufig zugeparkt, außerdem würden auf Gehwegen abgestellte Pkw die Passanten behindern.
30 Anwohner sammelten Unterschriften für die BV II
Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, hatten sich bereits 30 Anwohner in einer Unterschriftenliste an die zuständige Bezirksvertretung II gewandt. „Allerdings ohne fruchtbares Ergebnis“, so Bergmann. Der Sporttherapeut wohnt seit sechs Jahren auf der Rellinghauser Straße. „Damals war hier die Welt noch in Ordnung.“ Dramatisch verschlechtert habe sich die Situation ab dem Jahr 2013, als zusätzlich zum ESC Rellinghausen drei weitere Fußballclubs auf die Bezirkssportanlage kamen. Das Parkproblem, so argumentieren die Anwohner, könnte entschärft werden, indem ein nicht genutztes Asche-Spielfeld als Parkplatz umgenutzt würde.