Die Stichwahl klärt, ob Reinhard Paß Stadtoberhaupt bleibt oder Thomas Kufen übernimmt. Schon jetzt ist absehbar: Die Beteiligung wird wohl weiter absacken.
Zum 18. Mal seit der Wiederbegründung der Demokratie nach 1945 sind die Essener zu einer kommunalen Wahl aufgerufen, deren zweiter Teil am heutigen Sonntag über die Bühne geht: Die Stichwahl steht an. Nachdem vor zwei Wochen keiner der zehn Oberbürgermeisterkandidaten eine absolute Mehrheit der Stimmen erringen konnte, gibt’s nun am Sonntag den finalen Zweikampf zwischen dem Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD) und seinem Herausforderer Thomas Kufen (CDU).
Am 13. September lag Kufen überraschend klar mit 42,5 Prozent vor Paß, der 33,4 Prozent erhielt. Allerdings stehen die Uhren nun wieder auf Null. Der Vorsprung bescherte dem CDU-Lager zwar erkennbar einige Zuversicht, tatsächlich aber ist alles offen, da keiner weiß, wer noch einmal wählen geht und wie sich die Anhänger der kleineren Parteien entscheiden, deren Kandidaten ausgeschieden sind.
Insofern ist durchaus für Spannung gesorgt, zumal Erfahrungswerte fehlen. Denn die OB-Wahl ist die erste und auch einzige Wahl in der jüngeren Stadtgeschichte, bei der isoliert nur das Stadtoberhaupt und nicht gleichzeitig auch der Rat der Stadt gewählt wird. Ab 2020 sind die Wahlgänge wieder vereint.
Die Zahlen über die Briefwahl, die das Wahlamt gestern herausgab, lassen darauf schließen, dass die schon vor zwei Wochen niedrige Wahlbeteiligung wohl noch weiter unterboten wird. Genau 45 467 Briefwahlanträge gingen bis zum Freitagabend, 18 Uhr ein, 3541 antragstellende Bürger haben dort auch gleich per Direktwahl ihre Stimme abgegeben. Zum Vergleich: Beim ersten Wahlgang am 13. September waren es noch 49 148 Anträge - also rund 7,5 Prozent mehr. 33,9 Prozent der Essener Wahlberechtigten gaben am 13. September insgesamt ihre Stimme ab. Wenn sich der Briefwahltrend in den Wahllokalen fortsetzt, stünde somit nur noch eine „2“ als erste Ziffer vor dem Komma.
Der Stimmzettel immerhin ist mit zwei Positionen äußerst übersichtlich, was bei Wahlen ja auch schon mal anders ist. Das Auszählen in den 431 Stimmbezirken dürfte daher entsprechend schnell über die Bühne gehen, mit ziemlicher Sicherheit wird gegen 18.30 Uhr faktisch schon feststehen, wer das Rennen gemacht hat – selbst wenn dann noch einige Wahllokale fehlen sollten.