Politische Selbstfindung, das nächste Kapitel: Knapp eineinhalb Jahre nach der Kommunalwahl finden im Rat jetzt doch jene beiden Frauen zueinander, die einst für die Linkspartei in die Wahlschlacht zogen, hernach aber eigene Wege gingen: Anabel Jujol und Janina Herff. Erstere heuerte zwischenzeitlich bei den Partei-Piraten an, letztere trat erst mit einigen Monaten Verspätung der Linksfraktion bei und jetzt wieder aus – und lässt an der politischen Arbeit dort kaum ein gutes Haar: „todlangweilig, diskussionsfaul, völlig rückwärtsgewandt, mit extremer Kaderstruktur“. Das geht besser, findet Herff, bis 2014 Vize in der Linksfraktion des Rates, und gründet mit Jujol jetzt die Ratsgruppe „Schöner Links“.
Derweil schäumen die alten Weggefährten: „Ich fühle mich ziemlich getäuscht und bin sehr enttäuscht“, sagte gestern Fraktionschefin Gabriele Giesecke der NRZ: „Wir haben Frau Herff die Hand gereicht“, Konflikte seien nicht moniert worden, und angesichts zweier neuer Ratsmitglieder müsse man sich nun mal etwas in Geduld üben: „Für die Neuen sind das Lehrjahre in der Kommunalpolitik.“
Giesecke wie auch die linke Parteisprecherin Sonja Neuhaus warfen Jujol und Herff gestern erneut Betrug an den Wählern vor, schließlich seien beide über die linke Reserveliste ins Stadtparlament eingezogen und müssten konsequenterweise ihre Mandate zurückgeben. Herff muss daneben mit einem Parteiausschluss rechnen, und auch den Ratsgruppen-Namen „Schöner Links“ will die Linkspartei auf seine Zulässigkeit prüfen lassen. „Gruppe Abzocke“ sei treffender, denn der neuen Ratsgruppe steht ein beachtliches Sümmchen zu. Umso mehr muss die Linksfraktion sparen: Rund 40.000 Euro gehen ihr pro Jahr verloren.