Essen. Der Verein „Mensa“ organisiert für Hochbegabte regelmäßig Stammtisch-Treffen zum Erfahrungsaustausch. Ab einem IQ von 130 gilt man als hochbegabt.

Janina (28) hat sich damals in der Schule regelmäßig im Unterricht extra nicht gemeldet, obwohl sie die Frage des Lehrers hätte beantworten können. „Ich wollte einfach nicht als Streberin auffallen“, berichtet sie.

Sie ist eine etwa 11.000 Hochbegabten, die, statistisch gesehen, in der Stadt leben. Denn man geht von einem Wert von zwei Prozent der Weltbevölkerung aus. Als hochbegabt gilt offiziell jemand, der einen gemessenen Intelligenzquotienten von 130 und mehr hat.

Janina ist zum zweiten Mal beim Stammtisch der Hochbegabten-Vereinigung „Mensa e.V.“ zu Gast. Das Regional-Netzwerk „Ruhrgebiet Süd“ lädt Mitglieder regelmäßig ins Rüttenscheider Café Extrablatt. Der Treff ist auch offen für Nicht-„Mensa“-Mitglieder. Erst, wer einen offiziellen Intelligenztest mit entsprechendem Ergebnis durchläuft, kann bei „Mensa“ mitmachen. Janina sagt, dass sie sich in der Runde besonders wohlfühlt: „Der Umgang ist viel respektvoller miteinander, als man es draußen oft erlebt.“

Hochbegabung als Ursache für Unsicherheiten

Andrea (48) ist Organisatorin des Stammtischs und seit zehn Jahren „Mensanerin“: „Seit ich bei ,Mensa’ bin, ist mein Leben viel schöner geworden“, sagt sie. „Die Mitgliedschaft und die Freundschaften, die dadurch entstanden sind, haben mein Leben wirklich bereichert.“ Außerdem sei sie selbstbewusster geworden: „Früher hatte ich oft das Gefühl, mich verstellen zu müssen.“

Erst als Erwachsene sei ihr klar geworden, dass die Hochbegabung vermutlich die Ursache für viele Unsicherheiten war. Im Arbeitsalltag habe sie irgendwann verstanden, dass ihre Kollegen nicht aus Trägheit langsamer waren in manchen Dingen, sondern ihr schnelles Auffassungsvermögen und Verständnis für komplexe Themen den Unterschied ausmachten.

Spieleabende und Vortragsreihen

Die zehn Stammtischbesucher an diesem Abend haben jedenfalls alle die Erfahrung gemacht, in Gesprächen mit anderen schneller kombinieren und verstehen zu können. Für Ralf (44) war das Ergebnis des Tests erfreulich: „Es hat mir geholfen zu verstehen, was die Ursache von kommunikativen Problemen in der Vergangenheit ist.“

Doch beim Stammtisch geht es nicht nur um Schwierigkeiten. Man plaudert auch über den Alltag – Urlaub, Kinofilme, den Beruf.

Neben den offenen und besonderen Stammtischen für junge Hochbegabte („U40“) veranstaltet der Verein auch Spieleabende, Vortragsreihen und philosophische Gesprächsrunden.