Essen. Die Entsorgungsbetriebe Essen vermelden ein „überraschend erfolgreiches“ Geschäftsjahr 2014. Der Gewinn fiele noch höher aus, hätte es da nicht den „EBE-Skandal“ gegeben.
Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) warten nach all den negativen Schlagzeilen der jüngeren Vergangenheit um mutmaßliche Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme mit einer positiven Nachricht auf: Wie die EBE gestern mitteilte, hat der städtisch beherrschte Abfallbetrieb das zurückliegende Geschäftsjahr 2014 „überraschend erfolgreich“ abgeschlossen. Unterm Strich stand ein Plus von 7,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2013 betrug der Gewinn laut EBE 5,3 Millionen Euro.
Das wirtschaftliche Ergebnis wäre noch deutlich besser ausgefallen, würden sich die Entsorgungsbetriebe die interne Aufarbeitung des „EBE-Skandals“ um den ehemaligen städtischen Geschäftsführer Klaus Kunze nicht eine stattliche Summe kosten lassen. Die Ausgaben für Anwälte, Gutachten und Wirtschaftsprüfer belaufen sich nach Angaben des Unternehmens derzeit auf 1,2 Millionen Euro. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass sie sich zumindest einen Teil der Summe zurückholen wird. Von Klaus Kunze verlangt die EBE, wie berichtet, rund 1,3 Millionen Euro Schadensersatz. Zum Prozessauftakt am Landgericht Essen deutete sich aber an, dass es nicht leicht werden dürfte, diese Forderung auch durchzusetzen.
Ergebnis wird sich nicht so schnell wiederholen lassen
Abstriche macht die EBE bei ihrer gestrigen Erfolgsmeldung: Der besonders hohe Gewinn sei „zu einem guten Teil periodenfremden Effekten“ geschuldet“. Diese machten immerhin 3,75 Millionen Euro auf der Habenseite aus. Die dicksten Posten dabei: eine Rückerstattung in Höhe von 1,6 Millionen Euro für nicht genutzte Verbrennungskapazitäten im Müllheizkraftwerk Karnap sowie eine Rückstellung für besagten Müllofen über ebenfalls 1,6 Millionen Euro, die aufgelöst wurde.
Auch im Vorjahr gab es nach Angaben des Unternehmens solche Effekte, allerdings nur in Höhe von insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Allzu hohen Erwartungen bauen die Entsorgungsbetriebe deshalb vor. Angesichts der diesmal üppig ausgefallenen Sondereffekte werde sich das Ergebnis so schnell nicht wiederholen lassen. Das wird auch den Stadtkämmerer nicht freuen, zahlt die EBE doch für 2014 zwei Millionen Euro an Gewerbesteuern.
Den Gewinn teilen sich die beiden Gesellschafter gemäß ihrer Anteile. 3,9 Millionen Euro bekommt die Stadt Essen, aufs Konto des privaten Mitgesellschafters Remondis fließen 3,8 Millionen Euro.