Es ging los an der Baumstraße, wo die Stadtwerke ihren prestigeträchtigen Neubau realisierten und eine ganze Häuserreihe gleich mit kauften. Hochwertiges Wohneigentum sollte dort entstehen, passiert ist bis heute nichts. Die Mieter aber sind lange ausgezogen, mussten sich von ihren bezahlbaren Wohnungen trennen.

Gleiches passiert bald an der Müller-Breslau-Straße, wo ebenfalls baufällige Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden – auch dort werden die zum Teil langjährigen Mieter weichen müssen. Und auch an der Köndgenstraße wiederholt sich das Procedere: Ausgerechnet die Vivawest, die mit „unternehmerischer Verantwortung für ihre Mieter“ wirbt, setzt Menschen vor die Tür, die dort zum Teil seit Jahrzehnten wohnen und auch ihren Lebensabend an der Köndgenstraße geplant hatten. Nun ist es natürlich die Aufgabe einer Wohnungsgesellschaft, ihren Bestand auch für die Zukunft zu sichern. Ob dafür zwingend ein Abriss notwendig ist und man eine der letzten urbanen Oasen des Stadtteils nebst funktionierender Nachbarschaft opfern sollte, steht auf einem anderen Blatt.

Auch die Mieter an der Gummert­straße fürchten noch immer um ihre alten Krupp-Häuschen – ob und wann Immeo dort baut, ist unklar. Vielleicht ist es langsam an der Zeit, zusätzlich zur baulichen auch eine soziale Stadtteilentwicklung auf den Weg zu bringen. Rüttenscheid muss bezahlbar bleiben – ansonsten läuft der Stadtteil Gefahr, seinen Charakter zu verlieren.