Essen. Derzeit laufen an den Schulen die „Potenzialanalysen“, die vom Land vorgeschrieben sind. Das soll früh Orientierung bei der Job-Suche bringen.

Mit einem einzigen Betriebspraktikum während der Schulzeit – zwei Wochen irgendwo reinschnuppern – ist es heute längst nicht mehr getan: Mit viel Aufwand systematisiert das Land NRW derzeit die so genannte „Berufsorientierung“ für Mittelstufenschüler. Am Anfang steht dabei eine sogenannte „Potenzialanalyse“, verpflichtend für alle 4500 Achtklässler auch im Essener Stadtgebiet. Diese „Analyse“ soll Jugendlichen helfen, erste Einblicke über die eigenen Stärken und Schwächen zu gewinnen – um dann, später, möglichst gewinnbringend nach drei Betrieben Ausschau zu halten, in die sie vor den Osterferien 2016 jeweils einen Tag lang hineinschauen können. „Berufsfelderkundung“ heißt das.

Die erste groß angelegte „Berufsfelderkundung“ fand vor den letzten Sommerferien statt; und noch gab und gibt es vor allem seitens der Betriebe ein deutliches Zögern – zu viel Aufwand für zu wenig Ertrag, hieß es bislang. „Die Zahl der Firmen, die sich daran beteiligten, blieb überschaubar, das war kein Selbstläufer“, bilanziert Ulrich Kanders, Chef des Essener Unternehmensverbandes (EUV).

Motivierte Schüler für die Betriebe

Wie auch immer – derzeit laufen die „Potenzialanalysen“ der achten Jahrgänge der Schulen. Ein knappes Dutzend Bildungsträger bieten stadtweit die Tests an. „Erst mal geht es darum, Interesse zu wecken“, erklärt Kristina Wendland, die die „Potenzialanalyse“ für das „Talenthaus“ organisiert, einem Programm, das sich speziell an Schüler richtet. Das „Talenthaus“ wird in diesen Tagen von Schülern der Gesamtschulen Holsterhausen und Bockmühle, der Realschule am Stoppenberg und anderer Schulen besucht. Schauplatz war dabei auch die Kreuzeskirche in der nördlichen Innenstadt, wo zuletzt Schüler der Jahrgänge acht und neun des Maria-Wächtler-Gymnasiums (Rüttenscheid) sich selbst ausprobieren konnten: An zehn Stationen übten die Jugendlichen, mit Kabeln zu hantieren – für die Branche Elektroinstallateure –, legten Metallteile zusammen (Mechatroniker), bekamen am Tisch der Sparkasse Essen eine Aufgabe zum Thema „Geldüberweisung“ und lernten am Tisch der Stadtvewaltung Essen, wie man einen korrekten Hundesteuer-Bescheid für eine Musterfamilie ausrechnet. Auch das Berufsfeld Ergotherapie testeten die Jugendlichen an: Wie einfach ist es, Stäbe aus weichem Material ineinanderzuflechten?

Analysen finden nicht im Unterricht statt

Die „Potenzialanalysen“ für die Schüler müssen, das ist vorgeschrieben, außerhalb der eigenen Schule stattfinden. Sie werden von externen Bildungs-Anbietern organisiert.

Die Suche nach Plätzen für die Eintagespraktika der Berufsfelderkundung erfolgt über eine Online-Datenbank der Stadt.

„Wer hier Stärken entdeckt, kann wesentlich effizienter nach Betrieben suchen, in die er später hineinschnuppern kann“, erklärt Kristina Wendland. „Die Folge ist: Die Betriebe bekommen tatsächlich motivierte Schüler“, ist die Bildungs-Managerin überzeugt. Die Beteiligten aus Wirtschaft und Schulverwaltung werden Anfang 2016 wieder um Betriebe werben, die Schüler für jeweils einen Tag aufnehmen. Viele hoffen schon jetzt, dass der Zuspruch seitens der Wirtschaft und aus den Handwerksbetrieben dann höher sein wird als in diesem Jahr.