Essen. Das Helmholtz-Gymnasium in Rüttenscheid bietet in der Oberstufe Leistungs- und Grundkurse im Fach Technik an und ist damit eine Besonderheit
Eigentlich ist es seltsam, dass Industrie und Wirtschaft seit Jahrzehnten über Ingenieursmangel klagen, doch das Fach „Technik“ so gut wie gar nicht an Gymnasien in NRW unterrichtet wird. Eine Ausnahme macht da das Helmholtz-Gymnasium in Rüttenscheid. Die Schule bietet „Technik“ in der Mittelstufe als Wahlpflicht-Fach, in der Oberstufe als Grund- und Leistungskurs an – ein stadtweit einzigartiges Angebot. „Einen Leistungskurs“, sagt Lehrer Marcel Szünstein, „bekommen wir pro Jahrgang immer zusammen.“
Landesweit war das Helmholtz 1974 das erste Gymnasium in NRW, das „Technik“ in den Stundenplan aufnahm.
Was ist der Vorteil von „Technik“ im Vergleich zu Mathe oder Physik? „Es ist ein Querschnitts-Fach“, erklärt Lehrer Waldemar Nowak, „es geht durch alle Naturwissenschaften.“ Optimaler könne die Vorbereitung auf ein mögliches Ingenieur-Studium gar nicht ablaufen – und aktuelle Zahlen machen die Verantwortlichen am Helmholtz-Gymnasium ein bisschen stolz: 95 Prozent der Schüler, die am Helmholtz einen Technik-Leistungskurs besucht haben, fangen tatsächlich später ein ingenieurwissenschaftliches Studium an. Und fast noch wichtiger: „Unter ihnen ist die Abbrecher-Quote unter fünf Prozent, das ist viel weniger als sonst in Naturwissenschaften üblich“, sagt Nowak.
Probe-Vorlesungen an der Uni Duisburg-Essen
Willkommen im Technik-Unterricht: Der Leistungskurs des Jahrgangs Q1 (was früher die Stufe elf war), elf Jungs und zwei Mädchen, bauen heute eine Müllsortierungs-Anlage nach. Mit Steckmodulen und Platinen, extra für den Schulunterricht konzipiert, errichten die Schüler in Kleingruppen in Windeseile ihre Anlagen – entscheidend sind die elektronischen Schaltungen, die die Schüler auf- aufstecken müssen: Ein Magnet soll so gesteuert werden, dass es Metall-Teile von Kunststoff-Teilen trennen und auf verschiedene Bahnen lenken kann. „Je handlungs- und praxisorientierter der Unterricht“, sagt Waldemar Nowak, „desto besser.“ Sein Kollege Marcel Szünstein ergänzt, dass besonders das Fach Technik jene Arbeitsweise ermögliche, die heute von Schülern immer stärker gefordert wird: „Sie sollen selbstständig Problematiken erkennen und entsprechende Lösungen erarbeiten.“
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Es dauert keine halbe Stunde, da laufen bei sämtlichen Kleingruppen die elektronischen Müllsortierungs-Anlagen in Mini-Format. Die Schüler zeichnen noch Schaltpläne auf, dann naht schon das Pausenzeichen.
Ergänzt wird der Unterricht regelmäßig durch Besuche von Probe-Vorlesungen an der Uni Duisburg-Essen, Exkursionen zur Kupferdreher Kraftwerkschule oder Fahrten zu namhaften Technik-Konzernen, mit denen Helmholtz kooperiert. Eine rege Teilnahme an technischen Schülerwettbewerben und entsprechende Auszeichnungen, zum Beispiel der erste Preis beim landesweiten „VDI-Roboterwettbewerb“, zeugen von einem gesunden Selbstbewusstsein. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) schreibt den Wettbewerb regelmäßig aus. Zu den Unterrichtsinhalten zählen die Digitaltechnik, Informatik, Kraftwerkstechnologie und mittlerweile auch regenerative Energien. Ganz neu im Lehrplan, zählt Nowak auf, sind außerdem die Themen Bionik (Naturphänomene, technisch simuliert) sowie die Elektromobilität.