In Karnap entsteht Essens bislang größte Notunterkunft für Flüchtlinge: Auf dem Gelände des stillgelegten Mathias-Stinnes-Stadions soll in den kommenden Wochen eine Zeltstadt für bis zu 700 Menschen errichtet werden. Dies hat Ordnungsdezernent Christian Kromberg gestern als Chef des städtischen Krisenstabs entschieden. „Wir haben das kontrovers diskutiert, haben derzeit aber keine andere Möglichkeit“, räumte Kromberg auf Nachfrage ein. Inzwischen habe sich herausgestellt, das an drei der bislang geplanten sieben Standorte für Flüchtlingsdörfer nicht so viele Neuankömmlinge unterkommen können wie zunächst geplant. Die Sportplätze an der Planckstraße, am Altenbergshof und an der Bonifaciusstraße bieten einfach keine ausreichend großen Flächen. Unterm Strich, so Kromberg, „sind uns dadurch 300 Plätze abhanden gekommen“, die nun Essens nördlichstem Stadtteil zugeschlagen werden.

In der kommenden Woche bereits beginnen erste vorbereitende Arbeiten in Karnap. Wie die Stadt mitteilte, wird zunächst die obere Erdschicht abgetragen, um anschließend einen festen Untergrund für die mobilen Bauten zu schaffen. Das Gelände wird teilweise asphaltiert und abgeschottert, damit es sich bei Regen nicht in eine unbegehbare Schlammwüste verwandelt.

Kromberg rechnet vor dem Hintergrund weiter steigender Flüchtlingszahlen inzwischen mit mehr als 2600 Unterbringungsplätzen, die bis Ende des Jahres bereitgestellt werden müssen, um Massenobdachlosigkeit zu vermeiden. Weitere Dörfer werden immer wahrscheinlicher, heißt es. Und dass es bei der Auswahl künftiger Standorte keine Tabus mehr gibt, hat Sozialdezernent Peter Renzel bereits betont. Nach NRZ-Informationen sucht die Stadt aktuell in Altenessen, Stoppenberg und Kray aber auch in Burgaltendorf und Bredeney nach geeigneten Grundstücken.