Steele. .
Es gibt sie wirklich, diese Geschichten, die anrühren, die sogar ans Herz gehen und sehr nach Happy-End riechen. Geschichten wie diese, die sich einfach gut anhört, buchstäblich. Dank einer beharrlichen Frau und des Know- hows der Firma Bagus aus Steele.
Ein Bezirk von Ulan Bator, Hauptstadt der Mongolei. Tiefstes Ostasien, dieses riesige Land zwischen Russland im Norden und China im Süden. Dort kommt vor elf Monaten Tsogtochir Dorjsembe zur Welt, ein bildhübscher kleiner Kerl, der Mutter Enhjargal gleich mächtig viel Freude macht. Ein Problem aber gibt’s. Der Junge leidet von Geburt an am so genannten Goldenhar-Syndrom (s. Infokasten), die Fehlbildung seiner Ohren bereitet den Ärzten vor Ort echtes Kopferzerbrechen.
Die Familie hat sich bereits abgefunden mit einer Behinderung des jungen Mannes, der, wie es wohl hieß, nie würde hören können. Dann aber war es der berühmt-berüchtigte Zufall, der die Geschichte in völlig andere Bahnen lenkt.
Krebeck, 750-Seelendorf im Schatten von Göttingen, tiefstes Südniedersachsen. Irgendwo sitzt vor einigen Monaten Edeltraud Knöchelmann vorm Internet. Eine gestandene Frau, Mutter von Nils.
Der kam vor 13 Jahren auf die Welt – mit Goldenhar-Syndrom. „Durch eine Internet-Freundin bin ich vor einigen Monaten auf diesen kleinen Jungen in Ulan Bator aufmerksam geworden.“ Sofort war die 54-Jährige in Gedanken wieder in der Zeit, als ihr Sohn zur Welt kam und sie sich erstmals mit dessen Fehlbildung beschäftigte, beschäftigen musste.
Ehrgeiz? Ein großes Herz? Mitgefühl? Warum auch immer, aber Edeltraud Knöchelmann ließ dieses Baby vom anderen Ende der Welt keine Ruhe mehr. Und schnell landete sie bei der Adresse derjenigen Firma, die bereits ihrem Sohn entscheidend hatte helfen können.
Steele, Bochumer Straße 40, tief in der Essener Ostkurve. Seit 1974 gibt es die Firma Bagus, gegründet einst von Reinhold Bagus. Optik, vor allem aber Akustik ist das Thema, das das Haus bekannt und bekannter macht. Längst kommt die Kundschaft aus ganz Deutschland, weil Bagus sehr spezielle Knochenleitungshörsysteme anbietet.
„Wir haben eine neue Technik zum Gebrauchsmuster beim Deutschen Patent- und Markenamt eintragen lassen“, so Sandra Bagus, die die Geschäfte vom Vater übernommen hat. Ein Knochenhörbügel, der wie ein Haarreif getragen wird und im Vergleich zum klassischen Stirnreif-System besseren Anpressdruck und auch weit mehr Tragekomfort bietet. So werden die aus Bügel und Gerät bestehenden Hörhilfen von den Kindern besser angenommen. Sie gehen ungezwungener damit um – und können auch besser sprechen lernen, weil sie besser hören können.
Dieser Tage nun war der kleine Tsogtochir mit der Mama, mit Edeltraud Knöchelmann und einem Dolmetscher vor Ort in Steele, und alles andere für Hörgeräteakustik-Meister Tim Scholz fast nur noch Formsache. Dank der Beharrlichkeit von Knöchelmann, die sich beim Konsulat in Berlin und beim Auswärtigen Amt nie abwimmeln ließ. Dank der Profis von Bagus, nobler Spenden und dank eines Zufalls, eines fast unerhörten . . .