Essen. Von Sicherheitsleuten abgewiesene Spender am Essener Optipark beschweren sich bei der Bezirksregierung. Auch OB Paß wurde der Zutritt verwehrt. Hausverbote sorgen für zusätzlichen Ärger.

Nach der Welle der Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge im Optipark (die NRZ berichtete), ging am Montag ein Sturm der Entrüstung los. Helfer, die Spenden abliefern wollten, die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes aber nicht betreten durften, beschwerten sich bei der Bezirksregierung und European Homecare (EHC) als Betreiber der Unterkunft über das Verhalten der Sicherheitsleute.

Dass bei denen ein übermäßig entspannter Umgang mit massenhafter Spontaneität nicht ganz oben auf dem Verhaltenskodex steht, musste auch Oberbürgermeister Reinhard Paß erfahren: Dem Stadtoberhaupt in Begleitung seiner Familie und mit einer Kleiderspende unter dem Arm wurde ebenfalls der Zugang verwehrt.

"Herr Paß verlangte einen außerordentlichen Einlass..."

Oberbürgermeister? Da kann ja jeder kommen – oder zum Wachcontainer gehen, um sich dort anzumelden. „Dieser Bitte wurde nicht entsprochen. Herr Paß verlangte einen außerordentlichen Einlass aufgrund seiner Funktion als Oberbürgermeister“, heißt es in einer Stellungnahme der S.E.T.-Security an seinen Auftraggeber European Homecare, die inzwischen weite Kreise zieht: „Das Sicherheitspersonal hat sich ausschließlich ordnungsgemäß an die Handlungsmaßnahmen gehalten.“

Paß selbst wollte den Vorgang am Montag „nicht auf die Goldwaage legen“. Er sei als Privatmann erschienen, habe sich dann aber als OB vorgestellt, weil das „die guten Taten erleichtert“, zeige aber Verständnis dafür, dass die Sicherheitsleute „ihren Job machen, um die Menschen in der Einrichtung zu schützen“. Jedoch gab der Oberbürgermeister zu bedenken, dass sich manch hilfsbereiter Bürger durchaus brüskiert fühlen könnte, wenn er das Gefühl bekomme, samt seiner Spenden nicht willkommen zu sein.

Hausverbote gegen Kleiderkammer-Helfer

Die Fraktionschefin der Linken, Gabriele Giesecke, betonte, dass die Welle der Hilfsbereitschaft nicht an bürokratischen Hürden und falsch ausgelegtem Hausrecht durch den Betreiber scheitern dürfe. Einheitliche Standards für den Zugang müssten geklärt werden. „Wir werden uns für eine schnelle Einberufung des Rundes Tisches Flüchtlinge einsetzen“, so Giesecke.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgten am Montag fünf Hausverbote gegen Helfer der Initiative „Willkommen in Essen“, die die Kleiderkammer im Opti-Park betreibt und zu den Spenden aufgerufen hatte, als klar war, dass 35 Flüchtlinge nach ihrer Zugreise aus Ungarn an der Altendorfer Straße untergebracht werden sollten. Wie Klaus Kocks als EHC-Sprecher und Katharina Kremer als Mitbegründerin von „Willkommen in Essen“ übereinstimmend erklärten, habe die Bezirksregierung in der Tat Hausverbote gegen vier Frauen und einen Mann ausgesprochen. Und zwar auf Bitten der Initiative selbst. Es habe „fortgesetzte Verstöße gegen die Hausordnung“ gegeben.

Bei soviel Schlagabtausch fiel ein kleiner Vorgang am Montag gar nicht mehr auf. Unter den Augen mehrerer Zeugen hatte ein Sicherheitsmann am Sonntag einem kleinen Flüchtlingskind gedroht: „Geh weg, sonst kommst du in die Kammer.“ Das ist wirklich empörend.