Essen. . Besonders der Zuzug von Menschen aus Syrien macht sich in der Statistik bemerkbar. Eine Integration ins Berufsleben dürfte jedoch langwierig sein.
Der wachsende Flüchtlingsstrom wirkt sich mittlerweile auch auf den Essener Arbeitsmarkt aus. Zwar hofft die hiesige Wirtschaft, unter den Flüchtlingen möglichst viele neue Fachkräfte zu gewinnen. Doch der Weg, die Menschen in Arbeit zu bringen, dürfte langwierig sein. Die zuständigen Behörden in Essen wie Jobcenter, Arbeitsagentur und städtische Ämter haben sich gerade erst zu einer Arbeitsgruppe zusammengefunden, um gezielter eine Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt anzugehen. Demnächst soll es einen Runden Tisch mit Vertretern der Wirtschaft geben.
Momentan fehlt es aber vor allem an ausreichend Sprachkursen. „Ohne die deutsche Sprache geht es aber nicht“, sagt der Chef der Arbeitsagentur, Klaus Peters. Die Arbeitsagentur will zwar künftig mehr berufsbezogene Sprachkurse anbieten. Doch Voraussetzung dafür ist ein Einstiegskurs.
In der Statistik der Behörde lässt sich der Flüchtlingsstrom bereits ablesen. Die Arbeitslosigkeit unter Ausländern ist in Essen binnen eines Jahres um fast neun Prozent auf 10 350 gestiegen. Das sind fast 800 Menschen mehr als vor einem Jahr. Auffällig ist, dass vor allem die Zahl der arbeitslos gemeldeten Syrer deutlich gestiegen ist. Sie liegt zwar auf vergleichsweise niedrigem Niveau, hat sich binnen eines Jahres aber von 240 auf zuletzt 680 fast verdreifacht. Syrer können anders als andere Flüchtlingsgruppen in Deutschland sofort auf Arbeitsuche gehen.
Die Qualifikationen, die die Menschen mitbringen, seien ganz verschieden, sagt eine Sprecherin des Jobcenters. Sie reichen von der Näherin bis hin zum Bauingenieur. Dennoch haben die Behörden noch keinen genauen Überblick, mit welchen Kenntnissen und Abschlüssen die Menschen derzeit nach Essen kommen. Erst wer gut genug Deutsch spricht, kann den mehrtägigen Eingangscheck im Jobcenter absolvieren. In den nächsten Monaten wollen Arbeitsagentur und Jobcenter aber verstärkt in die Sprachkurse gehen, um dort schon mal einen Überblick zu gewinnen, kündigte Peters an.
Das Interesse der Essener Arbeitgeber hält sich derweil noch in Grenzen. Es gebe erste Anfragen von Unternehmen zu Flüchtlingen, auch erste Vermittlungen. Doch es sei auch viel Unsicherheit zu erkennen, heißt es. Neben den Deutschkenntnissen müsste vor allem geklärt sein, dass die Menschen längerfristig bleiben dürfen.
Hans Michaelsen, Geschäftsführer für den Bereich Bildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), geht davon aus, dass die Wirtschaft vielen Flüchtlingen erst einmal ein Praktikum bzw. eine Ausbildung anbieten müssen. Denn bei den meisten werde die Qualifikation wohl nicht ausreichen, weil es in ihren Ländern kein vergleichbares Ausbildungssystem gibt. Michaelsen gibt sich dabei keiner Illusion hin: „Von sich aus wird kaum ein Arbeitgeber auf uns zu kommen“. Deshalb werde die IHK in die Betriebe gehen, um für Praktika und Lehrstellen werben.