Essen-Bedingrade/Frintrop.. Wo Grün dem Grau ganz nahe kommt: Ein Spaziergang durchs Hexbachtal zwischen Oberhausen, Mülheim und Essen.


Wie nah Grau und Grün beieinanderliegen können, zeigt sich im Essener Nordwesten: Nur wenige Schritte trennen die viel befahrene Aktienstraße vom idyllischen Hexbachtal, einem Naherholungsgebiet, das im südlichen Teil Bedingrade mit der Nachbarstadt Mülheim verbindet, im nördlichen Teil Frintrop mit Oberhausen.

Kaum ist man über die Lohstraße links in die Straße Im Fatloh eingebogen, steht man bereits auf einem einladenden Wander- und Radweg, der mitten in den schönen Landschaftsraum führt. Dass Spaziergänger, Hundehalter, Jogger und Walker hier freundlich grüßen, obwohl man ihnen noch nie zuvor begegnet ist, ist keine Seltenheit. Am besten also nicht wundern, sondern einfach zurückgrüßen.

Weiter geht es, vorbei an Pferdekoppeln und Reitplätzen. Das typische Klappern von Hufen verrät schon früh: Hier ist ein Reitstall zuhause. Auf der Essener Seite hat sich die Familie Göken niedergelassen. Nicht weit entfernt findet sich auf der Mülheimer Seite der Reitstall Lugge. Für Spaziergänger bedeutet das: Man sollte ab und zu seinen Blick nach unten richten, um nicht aus Versehen in die Hinterlassenschaften der eleganten Tiere zu treten.

Sieht etwas abenteuerlich aus, diese Holzbrücke. Jedoch fügt sie sich wunderbar ins Landschaftsbild ein. Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Sieht etwas abenteuerlich aus, diese Holzbrücke. Jedoch fügt sie sich wunderbar ins Landschaftsbild ein. Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool






Dass Pfingststurm „Ela“ im letzten Jahr auch im Hexbachtal gewütet hat, ist nicht zu übersehen. Vor allem abseits der Spazierpfade entdeckt man viele umgerissene Bäume.

Schon bald heißt es: Welche Stadt darf es sein? Vier Schilder weisen die Entfernungen der Radrouten aus: Links geht es nach Mülheim-Winkhausen, geradeaus nach Mülheim-Dümpten und zur Neuen Mitte Oberhausen, der Weg zurück führt nach Schönebeck, Borbeck und in die Essener Innenstadt.

Und noch etwas verraten die Schilder: Richtung Mülheim liegen die Route Industriekultur und die noch recht neue „Tal-Route“. Letztgenannte ist im Rahmen des Programms „Neue Wege zum Wasser“ als Erweiterung des Radwegenetzes entstanden. Viele Wege wurden dabei umfassend saniert, auch im Hexbachtal.

Wir laufen weiter Richtung Dümpten und kommen an einem Forellenhof vorbei, wo frisch gefangene oder auch geräucherte Forellen und Aale im Angebot sind. Zwei Beerenpflücker vor uns haben allerdings nur Augen für die Brombeersträucher am Wegesrand. Die Blütezeit scheint allerdings fast vorbei zu sein, nur noch wenige blauschwarze Früchtchen lugen zwischen den Blättern hervor.

Mehrere Radrouten führen durch das Dreistädteeck. Foto: Sebastian Konopka
Mehrere Radrouten führen durch das Dreistädteeck. Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Bei genauem Hinsehen entdecken wir eine rote Brille in dem dichten Gestrüpp. Seltsam. Einige Meter weiter flattert ein weißes Taschentuch an einem Strauch. Was auf den ersten Blick wie Müll aussieht, könnte allerdings ein Hinweis für einen Schatzsucher sein: Geocaching, die moderne Form der Schnitzeljagd, ist offenbar im Hexbachtal sehr angesagt. Vielleicht zeigt sich jemand hier auch besonders geschichtsbewusst: Der amtliche Name des Gebiets lautet nämlich „Läppkes Mühlbachtal“ und geht auf eine Mühle zurück, die im 16. Jahrhundert dem Essener Damenstift gehörte. Nach einem Streit über den Grenzverlauf wurden damals Läppkes (Läppchen) zur Markierung im Wald aufgehängt.

So langsam macht sich Hunger breit – wie praktisch, dass wir kurz darauf eine asphaltierte Straße erreichen, die rechts nach Bedingrade und links nach Dümpten führt. Denn sowohl die „Talschänke“ auf Essener Gebiet als auch das „Liebling im Mühlenbach“ in Mülheim locken in fußläufiger Entfernung mit großen Biergärten und geöffneter Küche.