Essen. . Peter Daners ist seit einem Jahr Kurator für Bildung und Vermittlung. Sein Ziel: Die Angebote sollen viele unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Als Peter Daners in den Beruf eingestiegen ist, da stand an seiner Bürotür noch die Bezeichnung „Pädagogischer Dienst“. Das Klischee vom Bildungs-Beauftragten für Schulklassen hat sich mancherorts gehalten. Aber längst hat sich das Amt zu einer der großen Aufgaben eines Museums ausgewachsen, seit die Ausstellungs-Häuser erkannt haben, dass man unterschiedlichen Besuchergruppen am besten auch mit unterschiedlicher Ansprache begegnet. Im Museum Folkwang hat Daners sein Amt im vergangenen Jahr als Kurator für Bildung und Vermittlung angetreten. „Mittlerweile ist Vermittlung ein ganz wesentlicher Museums-Bestandteil. Es gibt die unterschiedlichsten Zielgruppen, darunter auch die, die nicht von selber ins Museum kommen“, erklärt Daners.

Ein wesentliches Hindernis ist in dieser Hinsicht inzwischen aus dem Weg geräumt. Durch die großzügige Unterstützung der Krupp-Stiftung ist der Besuch der Sammlung in den nächsten fünf Jahren eintrittsfrei. „Da ist eine ganz wichtige Hürde gefallen. So können wir noch gezielter Angebote unterbreiten“, freut sich der gebürtige Düsseldorfer, der nach dem Studium der Kunstgeschichte sowie der christlichen und klassischen Archäologie und Stationen an der Bonner Bundeskunsthalle und der Stuttgarter Staatsgalerie noch einmal einen neuen Anfang in der alten Heimat NRW gesucht hat.

Rundgang heißt jetzt Ausstellungsgespräch

Für Essen hat sich Daners einiges vorgenommen. Führung für Menschen mit Demenz oder für Besucher mit Sehschwächen, die an anderen Häusern schon zur festen Einrichtung gehören, sollen demnächst probeweise auf dem Programm stehen. Außerdem bietet das Museum seit einigen Wochen türkischsprachige Führungen an. „Ein Testballon“, nennt Daners den Versuch, der sich direkt an Menschen mit Migrationshintergrund wenden will und möglicherweise auch auf weitere Sprachen ausgeweitet werden könnte. Anfragen des spanischen Elternvereins liegen bereits vor. „Die Geschichte der Moderne ist ja auch eine Geschichte der Integration“, sagt der Kurator. Natürlich hütet das Museum eine Vielzahl von Kunstschätzen, die sich dem Besucher ganz allgemein und ohne Übersetzung erschließen würden. Doch habe man mit der Osthaus-Sammlung und dem Kunsthelm der Los Carpinteros eben auch besondere Anknüpfungspunkte zur europäischen und außereuropäischen Kultur. „Und vielleicht ist es manchmal auch schön, sich in der Muttersprache auszutauschen“, gibt der 48-Jährige zu bedenken.

Ein Blick ins Vermittlungs-Angebot

„Kinder sprechen über Kunst“ heißt es sonntags, 15 Uhr. Sechs- bis Zwölfjährigen sprechen über wechselnde Themen aktuell gezeigter Kunst.

Ein neues Angebot für Studierende hat das Museum Folkwang mit dem Projekt „Bunkerarchäologie - Spurensuche im Essener Stadtraum“ gestartet. Eine Art Spurensuche, die sich mit den Narben des Zweiten Weltkriegs beschäftigt.

Vom dozierenden Vortrag, der früher für die Extra-Portion Bildung beim sonntäglichen Museumsausflug sorgte, ist man inzwischen ohnehin entfernt. „Wir machen keine Frontal-Pädagogik“, versichert Daners. Es gehe vielmehr um Gesprächssituationen, „damit Menschen sich ein eigenes Bild machen können. Wir versuchen da eine gewisse Hilfestellung zu geben“.

Deshalb firmiert der angeleitete Rundgang auch nicht mehr per se unter Führung, sondern wird gern als Ausstellungsgespräch betitelt. Das sei gerade bei Rundgängen mit Schülern wichtig, „sonst lässt die Konzentration schnell nach“, weiß Daners.

Das Museum als Schule des Sehens

Das Angebot an Kinder und Jugendliche beginnt im Museum Folkwang früh, erste Projekte wenden sich bereits an Vorschüler. „Wir stellen uns auch in Kitas vor und warten nicht, bis wir entdeckt werden“, erklärt Daners. Schüler, Studenten, Senioren, sie alle hat Daners auf dem Plan mit „einem kleinen, aber schlagkräftigen Team“ im Museum und etwa 25 freien Mitarbeitern – Pädagogen, Kunstvermittler und Künstler – die Besucher mit ganz unterschiedlichen Erwartungen bedienen, vom „Bildschönen Samstag“ für Kinder bis zum neuen Führungs-Angebot „Schätze heben“, das auch Stammgästen noch manche Entdeckung aus dem Depot präsentieren kann.

An Zukunftsaufgaben wird es nicht mangeln, Peter Daners weiß, dass der Bereich der ästhetischen Bildung angesichts der Bilderflut in den sozialen Medien immer wichtiger wird. Das Museum als Schule des Sehens, als Übungsraum fürs ausgewählte, kritische und konzentrierte Gucken, hat an Bedeutung gewonnen. „Da müssen wir versuchen, vieles aufzufangen, was nicht mehr gelehrt wird“, weiß Daners und lächelt: Das Bild vom Bildungs-Beauftragten hat sich eben doch noch nicht ganz überholt.