Essen. . Uwe Unterseher-Herold will die Entsorgungsbetriebe Essen wieder in ruhigeres Fahrwasser führen. Seinen Vorgänger Klaus Kunze sieht er bald vor Gericht.

Was ist das denn für einer? Diese Frage wird sich stirnrunzelnd so mancher Mitarbeiter bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) gestellt haben. Dessen ist sich Uwe Unterseher-Herold sicher. Der 51-jährige Waltroper ist der neue städtische Geschäftsführer der EBE. Oder besser: Unterseher-Herold ist der Mann nach Klaus Kunze.

Der langjährige Chef der Essener Müllabfuhr war das Gesicht der Entsorgungsbetriebe – bis ans Licht kam, dass unter seiner Ägide Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft herrschten. Kunze nahm seinen Hut und kam seinem Rauswurf damit wohl nur zuvor.

„So langsam legt sich die Verunsicherung in der Belegschaft“

Uwe Unterseher-Herold hat nun das zweifelhafte Vergnügen vor Gericht Schadensersatzforderungen der EBE gegen den ehemaligen städtischen Geschäftsführer geltend zu machen. Es geht um rund eine Million Euro. Den Betrieb soll Unterseher-Herold wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Warum er? Als Werksleiter der Gelsendienste, seinem letzten Arbeitgeber, war der Fachmann für Entsorgungswirtschaft mit einem Korruptionsskandal konfrontiert. Mehrere Beschäftigte wurden vor die Tür gesetzt, weil sie in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollen. Hat ihn der Umgang mit dem Skandal für seinen neuen Job in Essen qualifiziert?

Uwe Unterseher-Herold zuckt mit den Schultern. Ein Headhunter einer Unternehmensberatung hatte ihn kontaktiert. Im Dezember vergangenen Jahres bestellte ihn der Rat der Stadt zum neuen Geschäftsführer, im Mai trat er seinen Dienst in Essen an. Sein Eindruck, nun nach rund 100 Tagen? „So langsam legt sich die Verunsicherung in der Belegschaft.“

Klaus Kunze war beliebt bei den Mitarbeitern. Beliebt und gefürchtet. Dass Fehler verziehen werden, sei selbst für manche Führungskraft eine neue Erfahrung. Er wolle Eigeninitiative fördern, sagt Unterseher-Herold. Seinen Führungsstil nennt er partizipatorisch.

Kind des Ruhrgebiets

Dass ihn manche als hemdsärmelig beschreiben, sei allein seinem Zungenschlag geschuldet. Es ist nicht zu überhören: Unterseher-Herold ist ein Kind des Ruhrgebietes. Aufgewachsen ist er in Waltrop in kleinen Verhältnissen in einer Bergmannsfamilie als eines von sechs Kindern. Sein Vater malochte unter Tage. Auch Unterseher-Herold hat auf Zeche gelernt, hat sich hochgearbeitet. Wer solch eine Biografie mitbringt, hat es wohl zwangsläufig leichter, wo einem harte, körperliche Arbeit abverlangt wird. Da ist es kein Widerspruch, wenn er betont: „Am Ende entscheide ich.“ Im Gegenteil.

Familienmensch und Schalke-Fan

Uwe Unterseher-Herold (51) ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er wohnt in Waltrop. Seine berufliche Laufbahn startete er auf der Zeche Waltrop, wo er Elektroanlageninstallateur lernte. Nach dem Studium arbeitete er drei Jahre lang beim Umweltamt in Gelsenkirchen. Dann wechselte er in die Entsorgungswirtschaft. Zuletzt war er Betriebsleiter der Gelsendienste in Gelsenkirchen.

Uwe Unterseher-Herold ist SPD-Mitglied und Schalke-Fan.

Entscheidungen, auch schmerzhafte, dürften ihm noch abverlangt werden. Nach dem Willen des Kämmerers sollen die städtischen Tochtergesellschaften produktiver werden. Die EBE soll mehr abwerfen als vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr. „Das verlangt auch der private Mitgesellschafter.“ Unterseher-Herold will sich sämtliche Betriebsabläufe ansehen, um herauszufinden, was sich verbessern ließe. Das von der Dekra vorgelegte Gutachten zu Einsparungen in den Werkstätten nennt er „hochaktuell“. Verdi und der Betriebsrat hätten das Papier lieber längst durch den Schredder gejagt, rechnet der Gutachter der Million, die sich pro Jahr an Kosten einsparen ließe, 19 Vollzeitstellen gegen. Unterseher-Herold wird zeigen müssen, dass es anders geht, denn betriebsbedingte Kündigungen bleiben ausgeschlossen. Ob die EBE beim Personal nicht dennoch abspecken muss – auch das ist eine Frage, die es für den neuen Geschäftsführer zu beantworten gilt.

Dass die EBE den zweifelhaften Ruf genießen, eine Versorgungsanstalt für Kinder und Anverwandte von Politikern zu sein, kommentiert Unterseher-Herold übrigens diplomatisch: „Von meinen Mitarbeitern erwarte ich gute Arbeit. Das gilt für alle.“ So einer ist das.