Essen. Das Essener Lesebündnis begeistert Kinder und Jugendliche mithilfe von Lesepaten für Bücher. Nun feiert der Verein sein zehnjähriges Bestehen.
Essen. Der Vorstand des Lesebündnisses sitzt versammelt in seinem bescheidenen Büro am Kopstadtplatz. Hans Schippmann ist seither Vorsitzender des Vereins. „Anfangs wider Willen“, sagt er und lacht. „Aber ich habe es nicht bereut. Heute merke ich noch mehr als vor zehn Jahren, welche Bedeutung unser Verein hat.“ Das Essener Lesebündnis, gegründet am 25. August 2005, will Kinder und Jugendliche zum Lesen verführen. Und das hat auch Schippmann motiviert, sich ein Jahrzehnt lang dafür einzusetzen: „Die Fantasie und Intelligenz der Kinder durch Lesen anzuregen, überzeugt mich, dass ich weiterhin mitwirken möchte.“
Lesepaten gab es auch vorher schon, erzählt Schippmann. Doch der Verein versorge heute eine ganze Reihe Kitas und Grundschulen mit den Vorlesern. „Gerade in vielen Ganztagsschulen ist das Lesen zum festen Bestandteil des Nachmittags-Programms geworden.“ Damit sei die Hälfte der Essener Schulen abgedeckt. „Für die andere Hälfte empfangen wir aber neue Lesepaten mit offenen Armen.“
Mehr als kommen, lesen, gehen
Die 250 Lesepaten sind laut Birgit Breuer, Protokollantin und „guter Geist des Büros“, hauptsächlich weibliche Senioren. Aber auch Studenten, Arbeitslose, jüngere Mütter – alle, die vormittags etwas Zeit freischaufeln können. Viele würden aber den Aufwand des Ehrenamts unterschätzen. „Ungefähr die Hälfte der vermittelten Lesepaten springt nach kurzer Zeit wieder ab“, berichtet Breuer. „Wir bieten gerade in Schulen eine feste Betreuung an und das wird einigen zu viel.“ Denn, so beteuert Hans Schippmann, ist es nicht nur „kommen, lesen und gehen“.
Hajo Kniel koordiniert für den Verein zwei Stadtbezirke und ist selbst als Lesepate unterwegs. Er ist überzeugt: Die Lesepaten haben mindestens genau so viel Spaß wie die Kinder. „Der Erfolg ist nur schwer messbar“, räumt Kniel ein. „Aber wir zeigen ihnen, wie schön Fantasie sein kann. Und dafür bekommt man häufig ein stilles Dankeschön.“ So heißt der Tag, an dem Kniel wöchentlich in einer Kita liest, bei den Kindern nur noch Hajo-Tag.
Um diese leisen Erfolge zu feiern, hat der Verein zum Zehnjährigen besondere Aktionen geplant. So gibt es einen Dankeschön-Nachmittag für alle Lesepaten, einen Lesemarathon in der Stadtbibliothek und einen Mal-Wettbewerb, bei dem die Kinder Märchen illustrieren sollen.
Was aber sicher messbar sei, ist das Interesse der Kindergärten und Schulen. Deshalb bildet in Katernberg eine Lesepatin die Grundschüler zu kleinen Vorlesern aus. Diese lesen dann in ihren alten Kitas und sind den Kleinen ein großes Vorbild – und sorgen damit vielleicht für Nachwuchs für den Verein.