Essen. . Literatur, Musik und Tanz: Mit dem Mix begeisterte Familie Staub kürzlich das Publikum in Italien. Die Revue ist die Ursprungsidee des Essener Trios.

Der deutschen Sprache wird oft nachgesagt, ob ihrer Konsonantenlastigkeit hart und kantig zu sein. Doch hiesiger Gesang kann auch zart-hauchend, ja poetisch sein. Den Beweis dafür tritt seit zehn Jahren die Familie Staub an. Der Ort, an dem sich die beiden Gründungsmitglieder Florian Streier und Rainer Vollmer kennen gelernt haben, ist allerdings erst einmal wenig poetisch: eine Pinkelrinne.

„Es war am Kunstschacht Katernberg“, erinnert sich Florian Streier, Sänger und Texter des Trios. „Während eines Kulturabends habe ich dort Poesie gelesen, während Rainer einen Auftritt mit einer Jazzband hatte.“ Und nach dem Auftritt kam es zur Begegnung an dem sonst so stillen Örtchen, wo die beiden ins Gespräch gekommen sind: „Wir waren uns sofort sympathisch“, so Streier, „und beschlossen, mal was zusammen zu machen“.

Die Begegnungen zwischen dem Poeten und dem Jazzgitarristen häuften sich schließlich, und immer öfter wurden Kneipen in Rüttenscheid und im Südviertel, wie das alte Soul oder die frühere Capri-Bar Treffpunkte, wo die beiden begannen, nicht nur zusammen anzustoßen, sondern auch aufzutreten. „Mir schwebte immer was im Country-Bereich vor, und Flo wollte immer etwas in Richtung der italienischen 50er-Jahre-Schlager machen“, erinnert sich Vollmer. „Letzten Endes wurde es eine Mischung aus beidem.“

"Je näher, desto besser"

Bei einem dieser Auftritte war Holger Hahn im Publikum – und wurde schnell Fan. Streier erinnert sich: „Vor mir hüpfte dieser jubelnde Holger, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.“ Dieser Holger aber beließ es nicht lange beim bloßen Zujubeln, so dass bald aus dem Duo ein Trio wurde: Er verstärkte die Combo, die von nun an „Familie Staub“ heißen sollte, mit Celloklängen. Später stieß mit Tani Capitain, der zwischenzeitlich durch Alex Weinstein ersetzt wurde, auch ein Schlagzeuger dazu, Holger Hahn tauschte das Cello gegen einen E-Bass ein. „Wir wurden mehr zu einer klassischen Pop-Band“, erzählt Rainer Vollmer.

Auf ein Schäumchen mit Familie Staub

In der Bühne Kunstwerden, Ruhrtalstraße 19, ist die Familie Staub am Samstag, 29. August, ab 20.30 Uhr zu sehen.

Motto des Abends: „Auf ein Schäumchen mit Familie Staub – Die Revue für gebrochene und ganze Herzen.“ Eintritt frei.

Die Kehrtwende kam dann vor knapp drei Jahren: Die Schlagzeuger hatten die Band wieder verlassen, und das Ursprungstrio besann sich auf seine Wurzeln: ohne Beiwerk die lyrischen und musikalischen Aspekte ihrer Songs zu betonen. Und so sucht das Trio in einer kammerspielartig anmutenden Atmosphäre bei ihren Auftritten gern den Kontakt zum Publikum. „Je näher, desto besser“, so Streier. „Als wir bei Essen Original auftraten, war die erste Zuschauerreihe zehn Meter entfernt – da wurde ich echt nervös.“

Mixtur aus Literatur, Musik und Tanz

Neben ihren Liveauftritten musiziert die Familie Staub in ihrem Studio Debussy, das sie im Kunsthaus eingerichtet haben. Dort entsteht aktuell ihr zweites Album, das „Miau“ heißen soll. Auch hier soll die puritanische Nähe zum Publikum hörbar werden: „Wir spielen es ohne Overdub, also komplett live ein, als säße die Familie Staub beim Hörer zu Hause auf dem Sofa.“

Wer die Familie Staub lieber komplett live erleben will, könnte eine der geplanten „Schäumchenshows“ testen: „Wir wollen die Ursprungsidee einer Revue als Mixtur aus Literatur, Musik und Tanz wiederbeleben“, erläutert Florian Streier. Dazu stößt seine Lebensgefährtin Eloisa Mirabassi zum Trio. In Perugia, der italienischen Heimatstadt der Tänzerin, hat die Familie Staub dieses Konzept kürzlich getestet und erntete viel Applaus und Kritikerlob. Die sonst so harte deutsche Sprache war offenbar kein Problem für die Vokale liebenden Italiener. Dank der Familie Staub wissen diese nun: Auch Deutsch kann zart-poetisch klingen.