Essen.. Auch der Textilriese Primark hat sich über die muslimischen Aktivisten vor seiner Haustür beschwert. Nun verteilen sie den Koran am Denkmal Kaiser Wilhelms I.

„Lies!“ – so nennt sich die umstrittene Aktion salafistischer Koranverteiler mitten in der Essener Innenstadt. Den religiösen Eiferern schlägt allenthalben Ablehnung entgegen, doch eine Handhabe, den Stand aus der City zu verbannen, hat die Stadtverwaltung offenbar nicht. Dass die Salafisten inzwischen auf der Kettwiger Straße umgezogen sind – von Primark zum weniger frequentierten Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I. am Burgplatz – , ist nicht aus eigenem Antrieb geschehen, sondern wohl durch Druck.

Wie die WAZ erfuhr, soll sich insbesondere auch der Textil-Discounter Primark über den unliebsamen Koran-Stand quasi vor der Haustür beschwert haben. Zwar bestreitet die Primark-Geschäftsführung auf Anfrage vehement, interveniert zu haben („haben damit nichts zu tun“), doch sichere Quellen bestätigen ausdrücklich, dass die Koranverteiler dem Textil-Riesen sehr wohl ein Dorn im Auge waren. Tatsache ist: Der Koran wird nun am Burgplatz zu Füßen des imposanten Hohenzollern-Kaisers verschenkt.

Primark betreibt in dem ehemaligen C &A-Komplex auf mehreren Etagen ein Bekleidungsgeschäft, das zu den meistfrequentierten  in der Innenstadt zählt. Die Deutschland-Zentrale der stark expandierenden Modekette befindet sich ebenfalls hier.

Auch die Sicherheitsorgane waren anscheinend alles andere als glücklich darüber, dass die Koranverteiler die unmittelbare Nähe zu dem hauptsächlich von jungen Menschen frequentierten Shopping-Magneten gesucht haben. Schließlich stehen die meist weißgekleideten Salafisten im Verdacht, an ihren Ständen junge Menschen für den Dschihad und somit für mörderische Aktionen der Terrormilizen gewinnen zu wollen.

Koran-Verteilung ist keine politische Kundgebung

Das Bundesinnenministerium hat mehrfach deutlich gemacht, dass die „Lies!“-Stände alles andere als harmlos sind. Den Salafisten gehe es beim Koranverschenken keinesfalls um Religion und Glauben, sondern in Wahrheit beabsichtigten sie, junge verführbare Menschen in den Salafismus hineinzuziehen, heißt es. Im Visier haben sie besondere jene jungen Muslime, die sich von der Mehrheitsgesellschaft abgewiesen fühlen und eher empfänglich sind für radikalislamische Hetze.

Obwohl eine hochbrisante Angelegenheit, handelt es sich bei dem Koranstand nicht um eine politische Kundgebung, die vom Polizeipräsidium genehmigt werden müsste, sondern lediglich um eine „Sondernutzung des Öffentlichen Raumes“. Solange Rettungswege nicht versperrt und Passanten nicht belästigt werden, erteilt das Amt für Straßen und Verkehr eine derartige Genehmigung anstandslos.

Zu denen, die sich partout nicht mit dem Lies-Stand auf der Kettwiger Straße abfinden wollen, zählen die Essener Christdemokraten. Mehrfach haben CDU-Politiker vor Primark demonstrativ das Grundgesetz verteilt, das die republikanischen Werte des demokratischen Staates garantiert – und ausgerechnet jene Religionsfreiheit schützt, die die  Salafisten  für ihre zweifelhaften Aktivitäten in Anspruch nehmen. Für CDU-Chef Matthias Hauer steht fest: „Nach dem OB-Wahlkampf werden wir unsere Aktion fortsetzen.“