Essen.. Großflächenplakate zählen zu den wichtigsten Waffen von SPD und CDU. Die Machart ist klassisch, aber die Favoriten setzen unterschiedliche Akzente.

Die heiße Phase des OB-Wahlkampfs hat begonnen und schon sind sie da: die so genannten „Wesselmänner“ – Großflächenplakate, benannt nach jener Wattenscheider Firma, die deutschlandweit praktisch ein Monopol für die großen Polit-Stellwände hat. Im Essener Stadtbild sind auf den Wesselmännern (vorerst) nur zwei der zehn Kandidaten abgebildet: Amtsinhaber Reinhard Paß (SPD) und Herausforderer Thomas Kufen (CDU).

Der OB präsentiert sich auf fünf verschiedenen Plakatmotiven, sein Kontrahent auf zwei. Auf einem sitzt Letzterer mit dem JU-Politiker Luca Ducrée im Ruderboot, auf dem anderen verrät er – mit Wortwitz jonglierend – sein Rezept für ein gutes Essen. Die Bildsprache der beiden Kontrahenten ist eindeutig: Der Herausforderer rückt stark seine Person in den Vordergrund, gibt den zupackenden Frontmann. Kein Wunder: Er muss sich insbesondere auch jenen vorstellen, die die Hauptakteure der Essener Kommunalpolitik kaum oder noch gar nicht kennen. (Leichter) Vorteil Paß: Als OB ist er von Amts wegen präsenter, denn tagtäglich weiht er ein, spricht Grußworte, gratuliert, repräsentiert.

Auffallend auf den Paß-Plakaten: Nur auf einem Motiv ist er allein zu sehen, auf den anderen sucht er demonstrativ die Nähe zu Menschen. So springt er, der Familienmensch, mit seinen Liebsten ausgelassen in die Luft: eingerahmt von Ehefrau Susanne, den Söhnen Fabian und Bastian nebst Partnerinnen Sabine und Sandra sowie zwei Nachbarskindern. Andere Plakate zeigen ihn im Gespräch auf dem Marktplatz, mit Kindern im Kindergarten und mit einer jungen Familie.

Mal mit, mal ohne Krawatte

Anders als in Oberhausen, wo ein schriller, bisweilen schräger Plakat-Kampf tobt, präsentieren sich die Favoriten für die Stichwahl in Essen durchweg auf recht klassische Weise. Kufen, 41, kokettiert dabei mit seiner (relativen) Jugendlichkeit, will den Machertypen geben und den dynamischen Anpacker. Paß, 59, hingegen scheint sich absichtlich zurücknehmen zu wollen. Nicht als steifes Stadtoberhaupt, das abgehoben und einsam im Rathaus thront, will er erscheinen, sondern als Familienmensch, Nachbar und Mensch von nebenan. Nur auf dem Plakat zum Thema Wirtschaft hat er sich mit Krawatte (und lässig übergeworfenem Jackett) abbilden lassen. Auf allen anderen zeigt er sich mit offenem Hemdkragen – auch sein Gegenspieler Kufen nutzt beide Motive: mal eher staatstragend, mal locker ohne Schlips.

Nun liegt es im Wesen von Wahlplakaten, dass sie mit knappen, möglichst griffigen Formeln arbeiten und in punkto Programmatik stark vereinfachen. Der CDU-Kandidat appelliert mit seinem Allerwelts-Slogan „Für Sie. Für Dich. Für Essen“ und mit dem „Macher“-Plakat in erster Linie ans Gefühl. Sein Rivale hingegen bringt auf seinen „Wesselmännern“ politische Aussagen („Solide Finanzen“ „Top Standort für die Wirtschaft“) unter.

Die Vorstellungen von SPD und CDU

Großflächenplakate säumen seit jeher die Hauptverkehrsstraßen, während die kleineren Formate auch in Wohngebiete vordringen. Die SPD will 150 Wesselmänner aufbauen, die CDU begnügt sich mit 100 dieser großen Stellwände. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Herbst nahm die Plakatierwut der Parteien bisweilen skurrile Züge an. Es gab Laternenmasten, an den nicht weniger als siebe Plakate übereinander aufgehängt waren.

Dieses Mal, so betonen beide großen Parteien, soll eine Materialschlacht jedoch vermieden werden.

Die Essener OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch:

OB-Wahl