Angeklagter sagt nichts, sein Verteidiger stellt Antrag um Antrag. Evag-Fahrer will Täter genau erkannt haben

Der 33 Jahre alte Straßenbahnfahrer der Evag nimmt es sportlich: "Der schwarze Edding, den ich neben der Bahn fand, war fast leer. Deshalb war die Schmiererei auch so klein. Andere schaffen in seiner Zeit ganze Kunstwerke." Auf einen Kommentar zu dieser Abwertung verzichtet der Angeklagte vor Amtsrichter Wissel. Denn der 22-Jährige hat sich entschlossen, zum Vorwurf der Sachbeschädigung nichts zu sagen.

In einer zehnminütigen Pause vor Abfahrt der Linie 106 am Abend des 10. Juli hatte der Evag-Fahrer Zeit, seine Bahn zu inspizieren. "Da war noch nichts", ist er sich sicher. Später steigen aber der Angeklagte und sein Kumpel ein. In der nur schwach besetzten Bahn fällt der 22-Jährige ihm auf: "Der tauchte hinten im Gang zur Tür unter. Dann sah ich, wie er sich ständig bewegte." Der Freund habe ruhig gesessen, mit dem Rücken in Fahrtrichtung. Misstrauisch geworden öffnet der Fahrer am Rüttenscheider Stern nicht die Tür, als der Angeklagte aussteigen will. Er geht nach hinten, sieht Schmierereien und verlangt die Personalien. Die bekommt er nicht und holt die Polizei. Allerdings finden die Beamten später kein Tatwerkzeug. Das entdeckt der Fahrer: Ein schwarzer Marker liegt neben der Bahn, direkt unter dem auf Kipp stehenden hinteren Fenster. Für den Fahrer ist der Fall gelöst. Bei der Polizei räumt der Angeklagte aber nur wenig ein: Der Marker gehöre ihm, sein Kumpel habe geschlafen. Geschmiert, so versichert er, habe er nicht.

Verteidiger Volker Schröder bittet mit Blick auf ein mögliches Geständnis und die Vorweihnachtszeit um Bewährung, obwohl der Angeklagte doch Bewährungsversager sei. Richter Wissel korrigiert: Der Angeklagte sei sogar mehrfacher Bewährungsversager, meist wegen Sachbeschädigung. Nein, sicher sei eine neue Bewährung nicht.

Da stellt der Verteidiger mehrere Anträge, von denen Wissel nicht viel hält: "Jetzt weisen wir erst einmal Beweisanträge zurück. Mir reicht es langsam." Die Anträge, so sagt er, seien "ohne Bedeutung". Einem letzten Antrag, den Kumpel des Angeklagten vorzuladen, muss er doch stattgeben. So kommt er noch nicht zum Urteil. -ette