Essen. Wie Heuschrecken fallen Einbrecher über Essen her, fasst Ralf Witzel (FDP) die Lage zusammen. Polizei verzeichnet im ersten Halbjahr 1000 Taten mehr.
Die Zahl der Einbrüche ist im ersten Halbjahr 2015 explodiert. Bereits in den vergangenen Jahren lag Essen auf hohen Niveau beim Wohnungseinbruch. Jetzt sind die Fälle im Halbjahresvergleich noch einmal drastisch gestiegen. Für das Polizeipräsidium, das auch für Mülheim zuständig ist, bedeutet das ein Plus von rund 1000 Taten (4082) in den ersten sechs Monaten, gab das NRW-Innenministerium bekannt.
Für die Polizeiexperten vor Ort ergibt sich ein neues Phänomen: Denn die Täter sind auch nach der dunklen Jahreszeit, die üblicherweise ihre Hochsaison ist, nicht weniger aktiv. Und so beschäftigen Einbrüche die Essener Polizei jeden Tag „und treffen auch uns ins Mark“, sagt Polizeisprecher Peter Elke.
Seit Jahren schon schlagen organisierte Banden aus dem Ausland (mobile Täter) zu, klappern ganze Straßenzüge ab und sind meistens über alle Berge sind, wenn die Polizei gerufen wird. Das erschwert zudem die Aufklärung der Taten. Die Aufklärungsquote lag 2014 bei rund elf Prozent. In der Regel sehen Opfer ihre Wertsachen nie wieder.
„Dass Einbrecher und deren Banden wie Heuschrecken ungehindert über Essen herfallen und unsere Bürger fast ohne Angst einer späteren Aufklärung bestehlen können, ist eine Bankrotterklärung für Innenminister Ralf Jäger“, sagt daher der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel. Essen sei inzwischen zum Paradies für Einbrecher mutiert.
Witzel weiter: „Schwerpunkteinsätze auf Autobahnen und Zufahrtstraßen, systematische Sachfahndung nach Beute und gezielte Kontrollen durch Einsatztrupps vor Ort haben bei uns leider Seltenheitswert.“ Statt durch wirksame Kontrollen Druck auf Einzeltäter und Einbrecherbanden ausüben zu können, werden die Ermittler durch massive Überlastung und Personalengpässe matt gesetzt, formuliert Witzel und lässt auch erneute Kritik am Blitzmarathon nicht aus. Bei diesem würden Polizeiarbeitsstunden weiterhin für die reine Showaktionen verpulvert.
Um den Einbruch-Trend nach oben zu stoppen, arbeitet die Polizei an weiteren Konzepten, sagt Peter Elke. Mehr Personal allein, das reiche längst nicht. „Es gibt kein Allheilmittel gegen Einbrecher.“ Zu groß sei die Attraktivität der Großstädte für die mobilen Täter, die die Autobahnnähe nutzen, um schnell wieder zu verschwinden.
Das Hauptthema bleibt für die Polizei daher die Prävention. Durch technische Sicherungen, aber auch durch wachsame Nachbarn sei es gelungen, die Zahl der Einbrüche, die im Versuchsstadium stecken bleiben, auf rund 40 Prozent zu steigern. Damit es hier weiter aufwärts geht, will die Polizei die Bürger auch künftig mit ins Boot nehmen. So rücken Beamte etwa auf Wochenmärkte aus, um Bürger über Einbruchs-Vorbeugung zu informieren. Das sei Teil des neuen Konzepts im Kampf gegen die Einbrecher – mehr dazu will die Polizei kommende Woche präsentieren.