Der Verdacht der Experten bestätigte sich gestern Mittag bei Grabungen: Eine britische Fünf-Zentner-Bombe mit einem Aufschlagzünder kam an der Müller-Breslau-Straße, am Rande des Geländes der Bertha-von-Suttner-Realschule, zum Vorschein. Hinweise auf die Bombe waren auf alten Luftbildern der Alliierten, die bei der Bezirksregierung lagern, entdeckt worden. Die Aufnahmen wurden ausgewertet, da die Stadtwerke in dem Bereich Kanalbauarbeiten planen.

Etwa 250 Einsatzkräfte

Seit die Bezirksregierung die sofortige Entschärfung angeordnet hat (siehe Infobox), läuft bei der Stadt von jetzt auf gleich eine aufwendige Maschinerie an, sobald eine Weltkriegsbombe gefunden wird. So auch gestern: Der Krisenstab kam zusammen, Mitarbeiter des Ordnungsamtes, Mitglieder der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr sowie der Hilfsorganisationen wurden zusammengetrommelt – insgesamt waren circa 250 Menschen im Einsatz. Sie richteten eine Betreuungsstelle für Anwohner ein, schafften Absperrzäune herbei. Auch der Verkehr wurde erneut ausgebremst: Die A52-Abfahrt Essen-Süd wurde gesperrt, die Busse der Linien 160 und 161 fuhren Umleitungen, die S-Bahnen der Linie S6 kehrten zeitweise in Kettwig wieder Richtung Düsseldorf um.

Rund 1500 Anwohner waren von der Evakuierung betroffen. Die meisten, so der Eindruck beim Gang durch die Gefahrenzone (250-Meter-Radius), nahmen es gelassen. Routine. Manch einer joggte noch eine Runde, ein anderer schnitt noch schnell die Hecke, bevor das Ordnungsamt schließlich gegen 17.45 Uhr die Anwohner aufforderte, ihre Wohnungen zu verlassen. Entspannt nahmen auch die 20 Bewohner eines Altenheims an der Isenbergstraße den Ausflug hin – immerhin war es für sie nach der Entschärfung am 24. Juni bereits die zweite Evakuierung binnen kurzer Zeit. Für die Senioren ging es mit einem Evag-Bus in die Betreuungsstelle im Gemeindesaal an Elbe-, Ecke Weserstraße. Weniger schön endete die Fahrt nach Hause für einige Autofahrer, die von der Arbeit kamen und nichts vom Bombenfund mitbekommen hatten. Sie standen erst einmal ratlos vor den Straßensperren.

Gegen 20.15 Uhr war Sprengmeister Peter Giesecke mit der Entschärfung fertig.