Essen. Die Emschergenossenschaft beendet den letzten und längsten Bauabschnitt in Essen zwischen Zweigertbrücke und Gelsenkirchener Stadtgrenze.
Noch ist über der Erde nicht viel zu sehen, dennoch wird der große Emscherkanal das Leben entlang des Flusses im Norden der Stadt erheblich verändern: In Essen liegen nun alle zukünftigen Abwasserrohre in über 20 Metern Tiefe.
„Auch für uns ist das ein Meilenstein. Damit ist der Abwasserkanal zwischen Dortmund-Mengede und Bottrop-Süd fertig, im Grunde fehlen nur noch kürzere Abschnitte in Oberhausen und die Anbindung ans Klärwerk in Dinslaken“, schildert Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, den großen Rahmen der EmscherRenaturierung, die die Köttelbecke wohl bis 2018 in einen Fluss mit Freizeitwert verwandeln wird. Dreckwasser soll dann nur noch unterirdisch fließen.
Bergmännischer Vortrieb
Dabei hatte es die kleine Strecke in Essen, insgesamt wurden zwischen den Stadtgrenzen Bottrop und Gelsenkirchen 2260 Meter Kanal aufgefahren, in sich. In drei Etappen wühlten sich die zwölf Meter langen und 130 Tonnen schweren Bohrer durch den Untergrund. 581 Rohre mit einem Gesamtgewicht von fast 22 000 Tonnen musste man dafür versenken. Vom Pumpwerk an der Bottroper Grenze ging es im ersten Schritt 745 Meter bis zum Schacht auf dem Gelände des Müllheizkraftwerks Karnap, von dort buddelten die Arbeiter sich 611 Meter weiter bis zur Zweigertbrücke. Beide Strecken waren 2014 geschafft.
„Der dritte Abschnitt mit exakt 1148 Metern in 20 Metern Tiefe zwischen Zweigertbrücke und der Zielgrube in Gelsenkirchen war der längste“, erläutert Abawi. Bemerkenswert: „Bohrer ,Isabella’ trifft auch auf solch einer Strecke die Gelsenkirchener Zielgrube auf fünf Zentimeter genau.“ Dabei ist allerdings ein wenig Schmiermittel auf den Kanalstücken erforderlich, denn Bohrer an der Spitze und Rohre hintendran werden im sogenannten bergmännischen Vortrieb einfach von den neuen Kanalteilen von der Zweigertbrücke aus immer weiter geschoben.
2016 soll Renaturierung beginnen
Wenn die insgesamt 51 Kilometer zwischen Dortmund und Dinslaken fertig sind, wird der „Emscherschnellweg unter Tage“ jedoch nicht auf einen Schlag geflutet. „Das muss Stück für Stück passieren. Wir arbeiten gerade an einem Konzept für die Inbetriebnahme“, erläutert Abawi.
Weniger kompliziert sind die dazu gehörigen Arbeiten an den Nebenflüssen der Emscher in Essen, dem Berne- und dem Schwarzbach-System. Der Schurenbach bekommt ein neues Bett. Wie der Borbecker Mühlenbach nun aussieht, kann man von der Brücke an der Wickenburg aus sehen. Spätestens 2016 soll die Renaturierung der Berne beginnen. Und 2020 sollen alle Nebenflüsse der neuen Emscher fertig sein. Dann wird sich das Leben am Fluss erheblich verändert haben – für die Natur und die Menschen.