Essen. Supertalent im Colosseum: TV-Shows werden in Essen aufgezeichnet. Publikum steht Schlange für Dieter Bohlen, glitzernde Seelsorger und singende Hunde.
Glühwürmchen-Alarm im Colosseum. 28 Kids zwischen sieben und elf wieseln in ihren silbernen Glitzerbodys durch die Gänge und am Buffet gibt es – Kartoffelsuppe! „Niiiicht kleckern“, kann Trainerin Nadine Umland nur noch warnend über die schwankenden Tabletts rufen, als die quirlige Wurm-Schar zur Nahrungsaufnahme ausschwärmt. Der Weg aus dem bayerischen Hof nach Essen hat hungrig gemacht. Und in wenigen Stunden soll die Showtanzgruppe, die bei der Deutschen Meisterschaft für karnevalistischen Tanzsport in Köln von den Talent-Scouts entdeckt wurde, unter dem Haifisch-Grinsen von Dieter Bohlen bestehen.
Es ist Tag eins der Aufzeichnungen von „Das Supertalent“ im Colosseum, und auf der Treppe zum Theater stehen die Leute schon am Mittag Schlange. Rund 20 000 Zuschauer werden in den nächsten neun Tagen in die alte Werkshalle strömen, über Posen und Peinlichkeiten lachen und den Freaks und Entdeckungen zujubeln. Es gibt zwei Aufzeichnungen pro Tag – das Ergebnis wird ab September auf RTL ausgestrahlt.
Die 9. Staffel verspricht die altbekannte Mischung aus inszenierten Schicksalsmomenten, Sensationslust und Schadenfreude, hat aber auch ein neues Gesicht. „Bauer sucht Frau“-Moderatorin Inka Bause sitzt jetzt in Essen neben Bruce Darnell und Dieter Bohlen. Der 25-jährige Maxim aus Wolgograd hat gleich reagiert: Seine Kunst wird es sein, aus 300 Zauberwürfeln mit verbundenen Augen das Porträt der neuen Jurorin zu formen.
Supertalent: RTL dreht in Essen
„Ich glaube, das hat hier noch keiner gesehen“
Maxim ist einer von 14 Bewerbern, die im ersten Durchgang vor die Kamera dürfen. Sänger und Tänzer sind dabei, Schlangenmenschen und Fahnenschwenker. Leute, die lieber mal geschmacklich daneben liegen, als gar nicht aufzufallen.
Georg, der „glitzernde Seelsorger“ aus Euskirchen wird auch auftreten und Yanis, fünf Jahre alt, Alleinunterhalter. Heißer Anwärter auf die Finalrunde ist auch ein Hund: Junior, die singende Bulldogge. Junior ist kein Nobody im Showgeschäft. Bei Facebook hat die französische Bulldogge bereits 118 000 Fans. Die Seite wird von seinen Herrchen Emanuel und Günter gepflegt. Das zweite Video mit dem eigenwilligen Bell-Canto vom Autorücksitz hatte 85 Millionen Klicks binnen einer Woche. „Das hat nicht mal Lady Gaga geschafft“, lacht Emanuel, gebürtiger Luxemburger, der in Köln lebt, sieben Sprachen spricht. Und singt, wie man eben so am Steuer singt. Je höher es geht, desto eher stimmt Junior mit ein; aus Klage oder Begeisterung, darüber möchte man nicht spekulieren. „You raise me up“, von Josh Groban soll er an diesem Mittag zum Besten geben. Bei der Fotoprobe am Mittag ziert er sich noch ein bisschen und flirtet mit den Fotografen. Junior hat ein Gespür für die Macht der Bilder.
Und an diesem Tag sind alle Kameras für einige Minuten auf ihn gerichtet. Das ist der Zauber und das Versprechen der Show. Das man freilich auch derbe ausgebuht und verspottet werden kann, hat sich rumgesprochen. Aber Kurt fürchtet sich nicht. Mit 50 Jahren hat er sein Talent entdeckt: Papierreißen. Aus zusammengerollten Zeitungsblättern zupft er Palmen, Schmetterlinge und drei Namen: Inka, Bruce, Dieter. „Ich glaube, das hat hier noch keiner gesehen“, gibt sich Kurt zuversichtlich und streicht über die Volants des lila Hemdes. Gegenüber feuern sich die „Glühwürmchen“ lautstark an. Junior knurrt sich leise warm. Supertalent-Soundcheck.
